Elektronische Gesundheitskarte: Ärzte wollen Daten nicht abgleichen

Deutschlands Ärzte haben keine Lust, für die Krankenkassen das Stammdatenmanagement bei der Gesundheitskarte zu übernehmen. Auf dem Ärztetag in Düsseldorf lehnten sie diese Aufgabe rundweg ab.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf dem 117. deutschen Ärztetag hat sich das "Arztparlament" mit großer Mehrheit dagegen ausgesprochen, das Stammdatenmanagement der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) zu übernehmen. Die quartalsmäßige Online-Prüfung, ob alle Daten noch stimmen, sei eine Verwaltungsaufgabe der Krankenkassen, so die Zusammenfassung der Ärztetags-Beschlüsse.

Ärzte fürchten noch mehr Bürokratie: Das Stammdatenmanagement bei der Gesundheitskarte sollen lieber die Krankenkassen machen.

(Bild: Ritsch-Renn/Heise)

Die Ablehnung der Onlineprüfung begründeten die Ärzte mit der Sorge, dass ein weiterer "Bürokratieschub" die Arztpraxen behindern würde. Sie fordern deshalb eine Gesetzesänderung. Schließlich seien es die Krankenkassen gewesen, die 60 Millionen Karten ausgegeben hätten, bei denen man sich nicht sicher sein könnte, ob Person, Foto und Daten übereinstimmen. Daher sei die eGK "als Authentifizierungsinstrument für die Weitergabe sensibler Daten" ungeeignet. Eine zusätzliche Ausweiskontrolle in den Praxen sei keine Lösung.

Der Ärztetag forderte außerdem, dass das Anlegen eines Notfalldatensatzes auf der eGK gesondert budgetiert werden muss. In Hinblick auf künftige Funktionserweiterungen der Karte lehnte er die Prüfung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ab: "Die von der Gematik geplanten Zusatztests für die Einführung einer zentralen Online-Medikationsdatei und die Speicherung von Patientendiagnosen werden abgelehnt", so der Beschluss der Ärzteschaft.

Damit schließt sich ein Kreis: Die Anfänge der elektronischen Gesundheitskarte gehen auf das Jahr 2001 zurück, als im Zuge des "Lipobay-Skandals nach einem System gesucht wurde, das die Arzneimitteltherapien von Versicherten besser dokumentieren könnte. Eine Kommission empfahl den Ausbau der herkömmlichen Versichertenkarte zu einer Speicherkarte, die alle Verordnungen und Rezepte aufnehmen kann.

Auch die aktuellen Nachrichten rund um den NSA-Skandal wurden vom Ärztetag aufgegriffen. Weil über das Internet gespeicherte Datenmengen auf Dauer nicht sicher zu schützen seien, sei eine dezentrale Speicherung dieser Daten "alternativlos", erklärten die Ärzte. Sie fordern eine großangelegte Untersuchung der Sicherheit der Datenspeicherung in der Medizin. Besonders die Sicherheit von Krankenhausinformationssystemen, die der Praxisverwaltungssoftware sowie der Datenaustausch und die Kommunikation der Ärzte untereinander sollen eingehend geprüft werden.

Parallel zum Ärztetag meldeten sich mit dem Bundesverband Medizintechnologie die rund 2 Millionen große Gruppe der Gesundheitsfachberufe und Gesundheitshandwerker zu Worte, die ebenfalls mit der eGK arbeiten müssen. Sie forderten in einer Pressemeldung, dass die Gesundheitskarte "ein großer Wurf" und keine "Pannenkarte" werden soll. Ein entsprechendes Positionspapier wurde Gesundheitsminister Hermann Gröhe übergeben. (axk)