Da kommt zusammen, was zusammengehört

Sun kauft MySQL AB für eine Milliard US-Dollar. Das Ziel der beiden Unternehmen: MySQL soll die Datenbank der Wahl werden – über den angestammten Bereich der Web-Anwendungen hinaus.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Sun und MySQL AB – für Sun-Chef Jonathan Schwartz kommt mit "der wichtigsten Übernahme in der Geschichte von Sun" zusammen, was zusammen gehört. MySQL gewinnt mit Sun eine weltweite Vertriebs- und Support-Organisation, die in den Rechenzentren fest etabliert ist. Und Sun rundet sein Portfolio mit einer Datenbank ab, die schon jetzt eine Art Quasi-Standard für Webanwendungen ist. Dass sich beide Unternehmen dem Open-Source-Gedanken verpflichtet fühlen, erleichtert die Integration des Zukaufs.

Sun dürfte die Datenbank-Lücke im eigenen Angebot schon länger drücken. Vor zwei Jahren kündigte das Unternehmen bereits professionellen Support für PostgreSQL an. Zwar heißt es bei Sun immer noch, PostgreSQL sei "die Open-Source-Datenbank der Wahl für Unternehmen"; gegen die MySQL-Vorherrschaft im Web konnte sich PostgreSQL freilich trotz Unterstützung durch Sun nicht behaupten. Allerdings will Sun PostgreSQL weiter unterstützen: "Bei Open Source geht es um Auswahl", so Jonathan Schwartz.

MySQL AB auf der anderen Seite kann die Möglichkeiten eines weltweit präsenten Unternehmens wie Sun gut gebrauchen. Zwar dürfte MySQL mit etwa zehn Millionen Installationen die am meisten genutzte Datenbank im Web sein, der Anteil der zahlenden MySQL-AB-Kunden bewegt sich allerdings im Promille-Bereich: Den meisten Anwendern reicht offenbar die freie, nicht zertifzierte MySQL-Version ohne Support; und im Segment der "großen" Unternehmensdatenbanken konnte MySQL bislang nicht so recht Fuß fassen.

Hier will Sun jetzt die nötige Sicherheit beim Einsatz von MySQL geben: Die meisten Unternehmen werden ihre kritische IT-Infrastruktur eher einem global agierenden Lieferanten mit jahrelanger Erfahrung in der Unternehmens-IT anvertrauen als einem schwedischen Startup-Unternehmen. Der Kauf durch Sun könnte MySQL neue Türen öffnen: "Kunden steigen auch mit unternehmenskritischen Anwendungen auf Web-basierte Architekturen um", so Marten Mickos, CEO von MySQL. Zusammen mit Sun könne MySQL auch sehr große Installationen stemmen und so neue Anwender finden.

Schließlich will Sun eigenes Know-how in die MySQL-Entwicklung einfließen lassen: Jonathan Schwartz verspricht in seinem Blog, die Performance von MySQL für unterschiedliche Anwendungsprofile zu verbessern. Gleichzeitig spricht er von einer engeren Integration mit Sun-Technik: ZFS, das kürzlich eingekaufte Cluster-Dateisystem Lustre und der neue Prozessor Niagara 2 sollen MySQL richtig zum Fliegen bringen.

Die Vision von Sun dürfte allerdings noch viel weiter gehen: Schwartz sieht Sun auf dem Weg, als erstes Unternehmen eine komplette Open-Source-Plattform für Web-Anwendungen aus einer Hand anbieten zu können – als Alternative zum etablierten LAMP-Stack aus Linux, Apache, MySQL und PHP/Perl/Python. Ein eigenes Betriebssystem hat man schon, jetzt kommt mit MySQL die Datenbank dazu. Zusammen mit dem Application Server Glassfish und Java hat Sun damit einen kompletten Stack für die Web-Entwicklung. (odi) (odi)