Mac als Mail-Server und Spamfilter

Nur mit der teuren Server-Version des Mac OS X liefert Apple einen vollständigen Mail-Server. Mit unserer Anleitung rüsten Sie ihn auf einem handelsüblichen Mac kostenlos nach, Spam-Filter und SSL-Absicherung inklusive.

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Lesezeit: 46 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic
Inhaltsverzeichnis

Der Reiz eines hauseigenen Mail-Servers, der etwa WG-Mitbewohner oder Mitarbeiter kleiner Unternehmen versorgt, liegt in der ungehinderten Erweiterbarkeit und in höherem Komfort. Bei geschickter Auswahl und Konfiguration der Komponenten legt man sich zusätzlich eine sehr wirksame Waffe gegen Spam zu. Dies verringert die Datenmenge beim Mail-Abruf, was besonders mobilen Geräten wie dem iPhone zugutekommt. Und man verwandelt mit geringem Aufwand spartanische POP3-Freemail-Angebote in komfortable IMAP-Konten.

Ist der Server komplett, eignet er sich für den Abruf, die Spam-Filterung und Lagerung aller Mails von Freemail-Konten wie GMX, aber auch von Mails an eine DynDNS-Domain. Wenn sichergestellt ist, dass der Server dauerhaft läuft, kann man darauf auch eine eigene Domain wie macosx.homeunix.net inklusive zugehöriger Mail-Konten wie joe.user@macosx.homeunix.net einrichten – ohne die Freemailer-Beschränkungen hinsichtlich der Mailanzahl oder des Mail-Volumens. Die Umsetzung der Anleitung erfordert diverse Arbeiten auf der Kommandozeile; vor der Bedienung des C++-Compilers sollte man ebenfalls keine Scheu haben.

Für alle genannten Funktionen muss man zunächst den Inhalt von zum Beispiel einem GMX-Postfach in ein Postfach auf dem heimischen Mac laden – dafür bringt der Mac wie viele andere Unix-Systeme das Programm Fetchmail mit. Auf dem Mac kann man anschließend das Mail-Server-übliche Arsenal an Funktionen und Filtern auf den hereingeholten Inhalt anwenden. So lässt sich auch der Funktionsumfang kostenpflichtiger Mail-Angebote übertreffen – allein schon, weil man als eigener Chef auf dem Mac private Mail-Konten ohne Speicherplatzbeschränkungen einrichten kann.

Wenn man den Mail-Server via SSL-Verschlüsselung gegen unerwünschte Mithörer absichert und sowohl den Mail-Abruf als auch den Versand nur nach Authentifizierung erlaubt, kann man ihn gefahrlos auch so einrichten, dass man ihn unterwegs übers Internet erreichen kann. So werden auch kommerziell angebotene Mail-Konten unterwegs nützlich, auf die man wegen Einschränkungen mancher Provider nur aus deren eigenen Netzen zugreifen kann – zum Beispiel Standard-Mailkonten von T-Online oder Stadtnetzbetreibern wie htp.

Normalerweise sind Rechner, die über dynamisch zugewiesene IP-Adressen ins Internet gelangen, nicht für den Betrieb als Mail-Server geeignet, denn mangels DNS-Eintrag und MX-Record sind sie für potenzielle Mail-Absender unsichtbar. Unter anderem deshalb sind Freemail-Dienste als Ersatzlösung verbreitet, wenn man die hohen monatlichen Kosten für die Profi-Lösung mit fester IP-Adresse sparen will.

Hat man seinem Mac etwa über dyndns.org einen DNS-Namen wie macosx.homeunix.net verschafft, genügen aber zwei weitere Tricks, damit sowohl der Mail-Empfang als auch der -Versand an einem Anschluss mit dynamisch zugewiesener IP-Adresse zuverlässig klappen. Damit an die Domain macosx.homeunix.net adressierte Mails zum eigenen Mac zugestellt werden, muss man im betreffenden DynDNS-Eintrag einen MX-Record anlegen (Mail eXchanger) – also auf der Seite "Modify Hostname" unten das Feld "Yes, let me configure Email routing" anklicken und den betreffenden DynDNS-Namen noch einmal eintragen. Damit der Mail-Versand ebenfalls zuverlässig funktioniert, setzt man einen öffentlichen Mail-Server als Vermittler ein, der sie in seinem Namen zum Ziel durchstellt (Relay). So passieren sie übereifrige Spam-Filter, die Mails tilgen, wenn sie von einem Mail-Server stammen, der nur eine dynamisch zugewiesene IP-Adresse hat.

Allerdings ist ein privater Mail-Service nicht viel wert, wenn der Heim-Mac nur unregelmäßig online ist: Denn wenn er abwesend ist, bekommt seine IP-Adresse umgehend ein anderer Rechner. Für eine Weile ist aber der DynDNS-Name immer noch mit seiner eben noch benutzten IP-Adresse verknüpft, sodass währenddessen zuzustellende E-Mails an den neuen Eigner "seiner" IP-Adresse geraten und dort mangels passendem Empfänger zurückgewiesen werden (bounce) – ein solches Mail-Konto ist damit unzuverlässig und irritiert die Absender.