Automat, wann kommst Du?
Roboter rücken nur langsam in den Alltag vor. Einige vielversprechende Gesellen schaffen sogar nie den Sprung aus den Laboren, weil kühl kalkulierende Kaufmänner sie verstauben lassen.
- Martin Kölling
Roboter rücken nur langsam in den Alltag vor. Einige vielversprechende Gesellen schaffen sogar nie den Sprung aus den Laboren, weil kühl kalkulierende Kaufmänner sie verstauben lassen.
Des einen Roboters Freud' ist des anderen Roboters Leid. So schaffen in Japan immer mehr Automaten den Sprung in den Alltag. Panasonic hat Anfang der Woche begonnen, offiziell Bestellungen fĂĽr eine funktionell wie preislich abgespeckte Version eines Roboterbetts entgegenzunehmen. Das Modell Resyone wurde als erstes Produkt ĂĽberhaupt nach dem ISO-13482-Standard fĂĽr Partner- und Pflegeroboter zertifiziert. Der Autobauer Toyota kĂĽndigte an, im Herbst zwei Therapieroboter zu Testzwecken verleasen zu wollen. Offenbar wittern die Konzerne in den Nischen Gewinne.
So weit, so gut. Doch ach herrje, meinen ganz persönlichen Lieblingsroboter, Panasonics Haarwasch- und Kopfhautmassageroboter, ereilte das Schicksal so vieler maschineller Gesellen. Kühle Kosten-Nutzen-Kalkulation haben ihn gekillt. Man habe leider kein Geschäftsmodell aufbauen können, rechtfertigte sich Panasonics Projektleiter für das Roboterbett jüngst für den Meuchelmord. Dabei habe nicht nur ich die Massage genossen. Die meisten Tester waren voll des Lobes für die 24 feinfühligen Finger, mit denen der Roboter unermüdlich die Kopfhaut kraulte. Das ist die Killerapplikation! Dachte ich. Und lag doch so falsch. Was hilft des Volkes Stimme, wenn das Unternehmen kaum Kasse machen kann?
Zu Dutzenden säumen die Opfer des kaufmännischen Kalküls die Roboterentwicklung. Einer der härtesten Fälle war der Roboterhund Aibo, den Sony vor rund zehn Jahren einschläferte. Sicher war es nicht das profitabelste Produkt, aber ein fantastischer Imageträger, der sich zudem auch noch tausendfach verkaufte. Dennoch: Der damals frisch gekürte Sony-Chef Sir Howard Stringer opferte das Automatenwesen auf dem Altar der Fokussierung und Gewinnmaximierung.
Wie schwer es ist, Reibach mit Robotertechnik zu machen, erklärte mir Hiromichi Fujimoto, Chef des Panasonic-Spin-offs ActiveLink, erst kürzlich. Das Unternehmen entwickelt Roboteranzüge zum Heben von schweren Gegenständen, zum schnellen Rennen. Doch anders als bei Industrierobotern ist es bei Partner- und Pflegerobotern schwieriger, Einsatzbereiche zu ermitteln, in denen die Maschinen wirklich besser und kostengünstiger als Menschen sind.
Erst 2013 kam ein erstes Produkt mit Technik aus der Roboterschmiede auf den Markt, zehn Jahre nach ihrer Gründung. Der Landmaschinenhersteller Kubota hatte ein Gerät entwickelt, das die Arme von Birnenpflückern unterstützt. Etwas weniger als 1000 Euro kostet es. Der Trick: Es benutzt keine Motoren, sondern setzt technische Prinzipien der Roboterskelette rein mechanisch um. Für Roboterpuristen ist dies vielleicht enttäuschend. Aber ActiveLink-Chef Fujimoto versicherte mir: "Ab 2015 werden Roboter sichtbarer im Markt werden." Ich bin mal gespannt, ob der Durchbruch wirklich kommt. (bsc)