Display Week: (Kein) Warten auf das nächste große Ding

Dongsheng Wang, Präsident des größten chinesischen Displayherstellers Boe, will die Welt mit Qualitätsoffensiven und Gesundheitsprodukten besser machen − und nicht auf das nächste große Ding warten.

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Die Display Week startete mit Keynotes einiger Industrievertreter, darunter diesmal Dongsheng Wang. Der Präsident des größten chinesischen Displayherstellers Boe begab sich auf die Suche nach neuen Herausforderungen und dem nächsten großen Ding.

Wang umriss kurz die Situation der chinesischen Displayindustrie: Beim Aufbau dieses inzwischen sehr mächtigen Industriezweigs habe man zunächst kaum Know-how besessen, zugleich sackten die Preise in den Keller. Später habe man am Erfolg gelitten, als die Fertigung rund lief und die Preise weiter fielen. Inzwischen konnte Wang diese Entwicklung zumindest im eigenen Unternehmen umkehren und die Firma zum erfolgreichen chinesischen Marktführer ausbauen: 2013 kamen 56 Prozent aller in China hergestellten Displays von Boe.

Boe zeigt in der Ausstellung unter anderem ein 98-zölliges 8K-Display, OLEDs mit Oxide-TFTs und ein 500-dpi-Mobildisplay.

Boe besitzt unter anderem drei Displayfabriken der Generation 8.5, in denen sowohl herkömmliche LC-Displays mit Pixeltransistoren aus amorphem Silizium als auch LCDs und OLEDs mit einer TFT-Matrix aus Oxid-Halbleitern wie IGZO gefertigt werden. Damit spielt das Unternehmen technisch in der ersten Liga.

Außerdem habe man im abgelaufenen Jahr 4282 Patente eingereicht, 2012 waren es noch 2686 und 2011 nur 1292, berichtete Wang stolz. Insgesamt würde das Unternehmen über 20.000 Patente halten und jedes Jahr 7 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren. Weltweit sei Boe zudem führender Hersteller von LCD-Panels für Smartphones und Tablets.

Eine recht imposante Erfolgsstory also – die den Boe-Präsidenten indes keineswegs zufrieden stellt.

Leiden am eigenen Erfolg: Die Schwemme an neuen Displays ließ die Preise in den Keller rauschen.

Mit Kaffee und Wasser ließe sich deutlich mehr Geld verdienen als mit Displays, beklagte er sich. Außerdem fehlten der Displayindustrie neue Anwendungen: Was ist die nächste Welle nach Smartphones, Tablets und Flachbildfernsehern, fragte er seine Zuhörer plakativ.

Eine definitive Antwort hatte Wang nicht darauf. Stattdessen forderte er seine Industriekollegen auf, sich stärker in der Welt zu engagieren: Erderwärmung, Arbeitslosigkeit, Luftverschmutzung, chronische Krankheiten – in Bereichen wie medizinische Diagnostik, virtuelle Kommunikation, industrielle Sensorik oder Nahrungsmitteltechnik sei einiges zu tun.

Sein eigenes Unternehmen möchte der Boe-Präsident in Richtung "Disruptive Innovationen" schieben: Statt stetigen Preisverfall und Profitrückgang zu akzeptieren, will er Mehrwert durch Qualitätsoffensiven schaffen und bei künftigen Entwicklungen stärker Kundenwünsche berücksichtigen. Aus Anwendersicht ist das zweifellos begrüßenswert.

Außerdem seien Partnerschaften mit anderen Industriezweigen nötig, erklärte Wang. Und wählte hier einen Schwerpunkt, den auch ander große Unternehmen wie beispielsweise auch Apple anstrebt: Der Gesundheits-, Fitness- und Wellness-Sektor scheint ein einträgliches Betätigungsfeld.

Aufschlussreich war auch der Film, den Wang am Ende seines Vortrags präsentierte: Die Protagonisten trugen Augmented-Reality-Brillen, kommunizierten per Hologramm mit Mitarbeitern in Weltraumstationen und druckten sich Alltagsgegenstände mit einem 3D-Drucker selbst aus. Schöne neue Welt. (uk)