Die Woche: Geheimniskrämereien beim Android-SDK

Während die Teilnehmer des Android-Programmierwettbewerbs mit einem brandneuen SDK arbeiten dürfen, müssen sich die Entwickler der Android Community weiter mit einer uralten Programmierumgebung mit kapitalen Fehlern herumschlagen.

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Die Android-Entwickler sind sauer: Seit Mitte Februar hat Google keine Patches oder Updates mehr für das Android-SDK (System Development Kit) der Linux-Smartphone-Plattform veröffentlicht, mit dem man vorab Anwendungen für die künftigen Android-kompatiblen Linux-Smartphones entwickeln kann. Dabei ist das SDK alles andere als lupenrein, regelmäßig fluchen die Programmierer über halbfertige Funktionen und Programmierfehler, die ihnen die Entwicklung unnötig erschweren -- immer wieder müssen sie um die Bugs des SDK herumprogrammieren, anstatt sich der eigentlichen Anwendungsentwicklung widmen zu können.

Trotz mehrerer Nachfragen verriet Google den Entwicklern bisher nicht, wann es endlich ein verbessertes SDK gibt. Daraus zogen einige ihre Konsequenzen und wanderten zu anderen Projekten ab, da sie bei Android keinen Fortschritt mehr sahen.

Mitte Juli aber verplapperte sich ein Google-Mitarbeiter: Er kündigte in einem Rundschreiben an, dass nun das Final Release des SDK fertig sei und man dieses auf seiner persönlichen Download-Seite herunterladen könne. Doch diese Nachricht war nicht für die Android-Community bestimmt, sondern lediglich für die 50 Finalisten des Android-Programmierwettbewerbs. Vermutlich durch eine falsche Auto-Completion der E-Mail-Adresse ging die Ankündigung aber an eine Mailing-Liste, auf der auch einige außenstehende Entwickler eingetragen sind.

Mit dem Wissen, dass Google ihnen eine verbesserte, sogar schon finale Version des SDK vorenthält, unterzeichneten inzwischen über 150 Entwickler eine Online-Petition. Sie wollen Google dazu bringen, das neue SDK endlich allgemein zugänglich zu machen, oder wenigstens öffentlich gute Gründe dafür zu benennen, warum und wie lange sich die Android-Community noch mit dem derzeitigen Zustand herumschlagen muss.

Das bislang einzige greifbare Ergebnis ist, dass sich ein Android-Entwickler von Google in der Diskussion um die Ankündigungs-Mail zu Wort meldete und versicherte, dass man die Probleme der Entwickler durchaus mitbekommen habe, man aber momentan vorrangig daran arbeite, die Android-Plattform fertigzustellen und dies zulasten der SDK-Entwicklung ginge. Die Verfügbarkeit des neuen SDK durfte der Google-Entwickler nach eigenen Angaben jedoch nicht kommentieren.

Der Android-Community bleibt nur, weiter auf die allgemeine Veröffentlichung des neuen SDK zu warten. Man kann weder Google zwingen, das SDK zu veröffentlichen, noch von den Finalisten des Programmierwettbewerbs erwarten, dass sie das SDK irgendwo zum Download anbieten und damit den Ausschluss aus dem Wettbewerb riskieren. Immerhin geht es für sie um mehrere hunderttausend US-Dollar Preisgelder. Der Android-Entwicklung ist die Informationspolitik von Google jedenfalls nicht zuträglich -- Verzögerungen bei der SDK-Entwicklung führen zwangsläufig auch zu Verzögerungen bei der Anwendungsentwicklung. Und damit lässt man der Konkurrenz, der LiMo-Foundation, mehr Zeit, die eigene Plattform fertigzustellen und Android vielleicht sogar noch zuvor zu kommen. (mid) (mid)