Mit Open Source zu kommunalen Fachverfahren

Mit der Open Source Businss Library erhalten Kommunen einen Werkzeugkasten, mit dem sie schell und effizient Fachanwendungen entwickeln können.

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Von
  • Holger Engels
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Wenn ein Unternehmen das Einsparpotenzial und die Flexibilität von Open-Source-Software nutzen will, besteht der erste Schritt häufig darin, die Server-Landschaft umzustellen. Linux ersetzt Windows- oder Unix-Server und auch nach einem quelloffenen File-, Print-, Mail-, Web-, Proxy-, Ldap-, Name- und Groupware-Server muss man nicht lange suchen. Anwendungen wie Samba, Apache, OpenLDAP, Squid und Bind sind in der Praxis erprobt und haben sich längst etabliert. Es gibt keine Lizenzkosten und Probleme hinsichtlich Kompatibilität, Stabilität und Sicherheit sind nicht zu erwarten. Auf den Client-Systemen läuft in den allermeisten Fällen weiterhin Windows.

Aber auch auf dem Desktop hält quelloffene Software Einzug. Unternehmen und Behörden verzichten in zunehmenden Maße auf teuere Microsoft-Office-Lizenzen und stellen auf die freie Alternative OpenOffice um. Sie läuft unter Windows genauso wie unter Linux und ihr Funktionsumfang ist mit der des Microsoft-Pendants vergleichbar. Während das Öffnen und Weiterbearbeiten von MS-Dokumenten – sieht man von Darstellungsunterschieden ab – meist ohne große Schwierigkeiten gelingt, sind die Umwandlung von komplexen Excel-Sheets und Dokumentvorlagen mit einem gewissen Migrationsaufwand verbunden. In noch größerem Maße gilt dies bei der Ablösung von MS Access durch OpenOffice Base oder durch webbasierte Anwendungen.

Noch mehr Lizenzkosten spart, wer auch die Desktop-Systeme seines Unternehmens auf Linux migriert. Vor diesem Schritt schrecken viele Firmen und Verwaltungen jedoch zurück. Die Umstellung auf Linux-Desktops bedarf genauer Vorüberlegung. Ein Hindernis für Kommunen sind dabei die eingesetzten Fachverfahren für die öffentliche Verwaltung, die in den wenigsten Fällen mit OpenOffice integriert sind oder unter Linux laufen. Viele dieser Fachanwendungen setzen MS Office für das Generieren und Drucken von Dokumenten voraus oder basieren auf MS Access oder anderen 4-GL-Tools, die nur unter Windows laufen.

Häufig sind Fachverfahren veraltet und nur unzureichend in moderne IT-Landschaften integrierbar. Sie laufen zum Beispiel oft nur unter Windows oder auf nicht mehr wartbaren Altplattformen. Außerdem folgen sie keinem einheitlichen Standard. Im Gegenteil: Es gibt erhebliche Unterschiede sowohl in der Bedienung als auch in der Administration. Schließlich sind da noch die bereits erwähnten Abhängigkeiten zu Drittprodukten wie MS Office, aber auch zu IT-Reliquien wie DBase oder FoxPro. Das macht sie extrem teuer. Neu entwickelte proprietäre Insellösungen können die genannten Probleme langfristig nicht beheben.

Auch wenn sich Windows-lastige Fachanwendungen übergangsweise in virtualisierten Umgebungen, via Terminal-Servern oder auf Einzelplatzsystemen betreiben lassen, macht es Sinn, über eine langfristige Strategie zur Ablösung dieser Programme nachzudenken. Denn erstens fallen so die Kosten für Windows Lizenzen immer noch an. Zweitens entsteht erheblicher Mehraufwand durch die Heterogenität sowohl in der Administration als auch bei der täglichen Arbeit, wenn Daten zwischen den Systemen transportiert werden müssen.

Da sich viele Kommunen vor die gleichen Problemen gestellt sehen, bietet sich eine Zusammenarbeit an. Das Bündeln der Kräfte spart Geld und Zeit. Und hier spielt Open Source seine Stärken aus. Quelloffene, auf offenen Standards basierende Software macht eine herstellerübergreifende Zusammenarbeit möglich. Übergeordnete Interessensgemeinschaften können sich in einer Open-Source-Community zusammenfinden, die sowohl die Kommunen als auch die Hersteller einschließt.