Schaltstelle

Das Telefonieren mit Voice over IP verliert zurzeit seinen Exotenstatus. Mit Linux und der freien Software "Asterisk" lassen sich ausgefeilte Telefonanlagen erstellen, die herkömmliche Telefonie mit VoIP verknüpfen.

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Lesezeit: 25 Min.
Von
  • Michael Kunze
Inhaltsverzeichnis

Eine Vielzahl von Providern bietet mittlerweile VoIP-Zugänge mit Koppelung zum Festnetz an. Kostengünstige SIP-Telefongespräche zu beliebigen Rufnummern in Europa oder den USA laden da zur kontoschonenden Pflege von Fernbeziehungen ein. Den richtigen Pfiff erhält VoIP jedoch erst dann, wenn die Teilnehmer die neue Technik nur an der um Größenordnungen geringeren Gebührenrechnung erkennen.

Dem technophilen heise-Netze-Leser mag man gerade noch zumuten, mit SIP-Software und Headset zu telefonieren. Doch schon im Familienverbund würde die Umstellung vom handlichen Hörer auf Headset und Tastatur einen Aufstand auslösen – von Firmen, Behörden und der 50plus-Generation ganz zu schweigen.

Auch die Vorstellung, den ISDN-Anschluss zu kündigen und nur noch über VoIP zu telefonieren, gehört noch in die Welt der schönen Träume. VoIP hat nämlich Probleme mit der Ausfallsicherheit. Wer das Kleingedruckte in den Geschäftsbedingungen der VoIP-Provider liest, stolpert schnell über die Aussage, dass Verbindungen nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu Stande kommen. Das gilt in sehr geringem Maße zwar auch für die klassischen PSTNNetze und erst recht für den Mobilfunk. Im Falle eines Notrufs möchte man sich aber mit Sicherheit nicht der schlechteren Statistik ausliefern – und die hat nun einmal VoIP.

Das alles ruft nach einer Telefonanlage, die klassische Telefonverbindungen, ISDN, Mobilfunk und SIP transparent unter einen Hut bringt und vom Teilnehmer unbemerkt jeweils die günstigste oder auch sicherste Verbindungsvariante wählt. Zudem sollte brauchbare Telefonie- Hardware wie ISDN-Anlagen und (System-)Telefone weiterhin nutzbar sein. Die Umstellung der gesamten Infrastruktur auf SIPTelefone kann nämlich den Kostenvorteil bei den Verbindungen schnell zunichte machen.

Solche Anlagen gibt es natürlich von den global operierenden Konzernen für Netz- und Telefonhardware. Alcatel, Siemens und vor allem Cisco haben massiv in ihre Produktpalette für VoIP-Hardware investiert. Die PBX-Angebote der üblichen Verdächtigen weisen allerdings zwei gravierende Nachteile auf: Zum einen liegen die Kosten pro Teilnehmer je nach Ausstattung zwischen 100 und 200 Euro. Zum anderen verspielt man bei einer so essenziellen Technologie die Herstellerunabhängigkeit, die VoIP verspricht.

Wer über Know-how im Bereich Open Source und Linux verfügt, für den tut sich eine deutlich preiswertere und vor allem flexiblere Lösung auf: Der Universalbaukasten für professionelle Telefonieanwendungen unter Linux trägt die Bezeichnung "Asterisk". Was im Deutschen wegen eines bekannten Galliers leicht zum Zungenbrecher gerät, bezeichnet auf Englisch schlicht das Sternsymbol "*".