Breitbandzugänge: Bundesnetzagentur sieht leichte Besserung und verschweigt Verschlechterung

Einer Studie zufolge erreichen nun mehr Nutzer als im Jahr 2012 mindestens die Hälfte der vereinbarten maximalen Datenrate. In ihrer Meldung verschweigt die Agentur aber, dass noch weniger Nutzer als zuvor die volle Datenübertragungsrate erreichen.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Bei der Messkampagne konnten Teilnehmer über die Internetseite "Initiative Netzqualität" prüfen, in welchem Umfang ihre Anbieter die in Aussicht gestellten Datenübertragungsraten tatsächlich erzielten. Eine vergleichbare Studie für das Jahr 2012 hatte die Bundesnetzagentur (BNetzA) bereits im April 2013 vorgelegt. Die Behörde zieht aus den aktuellen Zahlen, die die Firma Zafaco im Auftrag erhoben hat, eine positive Bilanz: "Wir erkennen an den aktuellen Ergebnissen, dass unsere bisherigen Transparenzmaßnahmen bereits für erste Verbesserungen gesorgt haben", erklärte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.

Auch die Bundesnetzagentur muss aber einräumen, dass die in Aussicht gestellte bis-zu-Datenübertragungsrate weiterhin oft nicht erreicht wird. Dennoch findet die Agentur Anzeichen für eine positive Entwicklung. Viele Werte hätten sich nach Angaben der BNetzA nämlich leicht verbessert: "So erreichen nun gut 75 Prozent der Nutzer mindestens die Hälfte der vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate. Zuvor waren es knapp 70 Prozent." Offen bleibt freilich, welcher Ursache die Änderung zuzuschreiben ist.

Die weitaus meisten Messungen steuerten der Studie zufolge Teilnehmer bei, die über Telekom-Anschlüsse ins Internet gelangen; Congstar-Kunden eingeschlossen. Laut dem Diagramm weicht die Zahl der Messungen zwar von den tatsächlichen Marktanteilen ab, genügt aber noch für eine Analyse.

Auch in der Anzahl der beteiligten Internet-Teilnehmer sieht die Agentur Grund zur Freude. "Mit über 150.000 Endkundenmessungen war die Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer wieder erfreulich hoch", fand Jochen Homann. Eine Gegenüberstellung zur Anzahl der Internet-Anschlüsse in Deutschland insgesamt, fehlt aber in der Meldung. Zafaco notiert im Abschlussbericht immerhin, dass sich die Stichprobe im Hinblick auf die untersuchten Parameter Technologie, Anbieter und geografische Verteilung (Bundesländer sowie städtische, halbstädtische und ländliche Regionen) "gut der Grundgesamtheit annähert".

"Dies und die Ergebnisse zeigen uns und der Branche, dass Transparenz für die Kunden sehr wichtig ist." Deshalb sieht die Bundesnetzagentur in der Schaffung der Transparenz eine "dauerhafte Aufgabe" für sich. Parallel zum vorliegenden Entwurf einer Transparenzverordnung will die Behörde nun ein ständig nutzbares Endkundenmesssystem einführen. Dieses soll sowohl für Fest- als auch für Mobilfunkanschlüsse nutzbar sein. Hierfür sei eine technologieoffene Ausschreibung vorgesehen und in die Entwicklung sollen die Erfahrungen aus den beiden zurückliegenden Messkampagnen sowie Ergebnisse der Gespräche mit Branchenunternehmen einfließen.

Wer sich etwas Zeit nimmt und in der Studie stöbert, kann auch zu anderen Interpretationen gelangen, als sie die Agentur vertritt. Man kann sich beispielsweise fragen, warum die Agentur in ihrer Meldung nicht herausstellt, dass der Anteil jener Nutzer abgenommen hat, die die volle vermarktete Datenübertragungsrate erreichten. Im Jahr 2013 betrug dieser Wert 15,9 Prozent. Im Jahr 2012 waren es noch 19,5 Prozent.

Je weniger man verlangt, desto eher bekommt man es: Die größten Abweichungen von der zugesicherten Datenrate zur tatsächlich gemessenen verzeichnet die Studie am oberen Ende der Bandbreitenskala.

(dz)