Samba: Tanz um die Interoperabilität

Die quelloffene Implementierung von Microsofts Netzwerkprotokoll SMB/CIFS sorgt seit mehr als sechszehn Jahren dafür, dass Linux- und Unix-Rechner auf Windows-Systeme zugreifen können.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Richard Hillesley
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Als eines der ältesten Open-Source-Projekte hat Samba seine Anfänge in einem Hack von Andrew Tridgell, der 1992 an der Universiät von Canberra in Australien an seiner Promotionsarbeit saß und nach einem Weg suchte, an seinem DOS-PC via DEC Pathworks auf die Platten einer Sun-Workstation zuzugreifen. Mit dem daraus resultieren "smbserver" ließen sich Dateien in Windows-Netzwerken unter Linux und Unix benutzen. Eine Namensänderung wurde fällig, als Tridgell Post von der Firma Syntax bekam, die die Namensrechte an smbserver hielt. Ein "egrep" auf das Wörterbuch /usr/dict/words nach Wörtern mit "S", "M" und "B" brachte "Samba" als den schönsten Alternativ-Namen zutage.

Samba ist ein unabhängiges, entwicklergesteuertes Projekt. Auch wenn es um eine nützliche Software für ernsthafte Zwecke geht, verlieren die Entwickler nicht den Spaß aus dem Auge. In den Worten von Samba-Hauptentwickler Jeremy Allison: "Die Menschen haben immer schon Musik gemacht. Als es dann Computer gab, wurde Software so etwas wie Musik. Menschen schreiben Software, so wie sie Musik schaffen. Sie machen es nicht, weil sie damit Geld verdienen, sondern weil es einfach Spaß macht. Samba ist das Equivalent einer Garagenband, die ganz groß herausgekommen ist."

Das GNU-Manifest von Richard Stallman drückt es so aus: "Auf lange Sicht ist das Schreiben freier Software ein Schritt in Richtung einer Welt, die keinen Mangel mehr kennt und wo niemand mehr hart arbeiten muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Menschen werden frei sein, um das zu tun, was ihnen Spaß macht, wie Programmieren zum Beispiel, nachdem sie ihr Wochenpensum von zehn Stunden an notwendigen Arbeiten wie Rechts- und Familienberatung, Roboter-Reparaturen und Asteroiden erkunden erledigt haben."

Ein Teil des Anreizes, in einem freien Software-Projekt mitzumachen, ist die Tatsache, dass es um die eigenen Anreize geht. Der informelle Charakter des verteilten Entwicklungsmodells und die Möglichkeit für jeden Teilnehmer, auf seinem eigenen Niveau mitzumachen, fördern Innovation und Eigeninitiative mehr, als herkömmliche kommerzielle Strukturen das können.

Linux- und Unix-Firmen erkannten relativ schnell das Potential von Samba und förderten das Projekt, indem sie zum Beispiel wichtige Entwickler anstellten. Unabhängkeit und Integrität schreibt das Projekt jedoch groß, sodass die meisten der Kernentwickler letzendlich bei Drittfirmen untergekommen sind, wo sie das tun, was sie eh tun würden, nämlich Samba-Code schreiben, während sie dafür bezahlt werden. Der Vorteil für ihren Arbeitgeber besteht darin, dass dieser an der Quelle der Samba-Entwicklung sitzt und gegebenenfalls mit speziellen Wünschen bei den Entwicklern auf ein offenes Ohr stößt. Allison sagt es so: "Freie Software ist keineswegs inkompatibel zu kommerzieller Aktivität."

Er erzählt die Geschichte von einem Hersteller, der ihm auf einer Messe sagte: "Ihr habt eine schlechte Presse. Ich kam hierher in der Annahme, dass Ihr eine Truppe Freie-Software-Fanatiker seid. Aber in der Realität kann man mit Euch prima zusammenarbeiten. Ihr seid flexibel und macht genau das, was die Leute auch wirklich brauchen. Wieso weiß das bloß keiner?" Am anderen Ende der Skala war da in den Anfangstagen von Samba ein nicht näher genannter proprietärer Mitbewerber, der erfolglos 40 Millionen US-Dollar für die Rechte an Samba bot.

Sogar Angestellte von Microsoft – das Unternehmen benutzt die freie Software gern intern zu Testzwecken – haben zum Samba-Code beigetragen. Tridgell vermerkt, "dass Version 1.5.20 damals 1993 einen Patch von einem Microsoft-Mitarbeiter erhielt: Lee Fisher steuerte ein Debug-Statement zu SMBcreate eines Volume ID bei. Lee war in der Zeit sowieso ein großer Samba-Fan. Er schickte mir sogar eine von ihm selbst bezahlte Kopie der X/Open-Spezifikation (sie war recht teuer und ich hatte damals kaum Geld)."