LinuxTag 2009: Linux im Kleinen
Mit einem umfangreichen Vortragsprogramm lockt der LinuxTag die Open-Source-Szene nach Berlin. Im Ausstellungsbereich dominieren Smartphones, Router und Embedded-Systeme mit dem freien Betriebssystem.
Linux auf Smartphones und Embedded-Geräten ist ein Hauptthema des diesjährigen LinuxTags, der vom 24. bis 27. Juni auf dem Berliner Messegelände stattfindet. Ein umfangreiches Vortrags- und Workshop-Programm mit über 300 Einzelveranstaltungen und eine Ausstellung mit rund 140 Firmen und freien Projekten locken die Open-Source-Szene nach Berlin.
Der deutsche Smartphone-Hersteller Road zeigte auf dem LinuxTag den Prototypen einer Android-Version des Smartphones Handy PC Officer S101 im Stil des Nokia Communicators: Klappt man das 13 Zentimeter hohe, fast 6,5 Zentimeter breite und ĂĽber 2 Zentimeter dicke Smartphone auf, kommen ein Touchscreen-Display mit 640x240 Pixeln und eine Tastatur zum Vorschein.
Das Hardware-Design hat Road bereits vor über drei Jahren vorgestellt und seit dem nur geringfügig modifizert, so arbeitet der Xscale-Prozessor (Marvell PXA270) nun mit 512 MHz, zudem wurden RAM und Flash-Speicher auf 128 MByte und 1 GByte vergrößert. Kontakt ins Internet nimmt das Smartphone per Bluetooth, WLAN (IEEE 802.11b) oder GPRS/EDGE auf, UMTS gibt es jedoch nicht. Der Lithium-Polymer-Akku mit 1800 mAh reicht für knapp eine Woche Standby und drei bis fünf Stunden Dauerbetrieb bei aktiviertem WLAN. Ende des Jahres soll eine erste Kleinserie des Smartphones gebaut werden, der Preis dürfte bei 750 Euro liegen.
Road zeigte ebenfalls das auf Basis von Linux und Qt selbst entwickelte Smartphone-Betriebssystem, das voraussichtlich standardmäßig auf dem Officer S101 installiert wird. Dieses soll sich aber leicht durch das Android-System ersetzen lassen. Die Portierung von Android auf das Smartphone war laut Ulrich Luckas, Leiter der Softwareentwicklung bei Road, nicht weiter schwierig. Man habe nur rund zwei Wochen gebraucht, um das Android-Framework auf den schon vorhandenen Kernel und das Basissystem aus der eigenen Linux-Firmware aufzusetzen. Apropos Android-Entwicklung: Der von Tarent angekündigte Praxis-Workshop, bei dem Java-Programmierer Details zur Anwendungsentwicklung erfahren sollten, fand leider nicht statt – der Dozent war erkrankt. Die Android-Smartphones wurde dennoch verlost.
Ebenfalls einen Prototypen zeigte das XBox-Media-Center-Projekt (XBMC) an seinem Stand: Ein Multimedia Center auf Basis von Nvidias Ion Reference Design. Die Leistung des Doppelkern-Atom-Prozessors genügt dank VDPAU-Unterstützung im Grafiktreiber vollauf, um HD-Filme in Full-HD-Auflösung bei nur rund 30 bis 40 Prozent CPU-Auslastung ruckelfrei wiederzugeben.
Am Stand des Beagle-Board-Projekts gab es verschiedene Einsatzbeispiele für das Development Board von Texas Instruments OMAP-3-Prozessor mit ARM-Cortex-Kern zu sehen. Darunter war auch die Implementation eines Multimedia-Players auf Ubuntu-Basis, der Videos, wenn auch nicht in voller Größe, auf einem Full-HD-Display abspielte. Das etwa bierdeckelgroße Beagle Board kostet nur rund 150 US-Dollar, fertige Linux-Images und viele Projektideen findet man auf den Projektseiten.
Im Developer Center trafen sich die Entwickler etlicher Projekte, um ausnahmsweise von Angesicht zu Angesicht über die Projekt-Details diskutieren zu können oder die Probleme gleich gemeinsam in Programmier-Sessions anzugehen. Für größere Versammlungen eignete sich das Developer Center jedoch nicht, sodass sowohl die FUDcon als auch das erste weltweite XBMC-Entwicklertreffen außerhalb der Ausstellungsräume abgehalten werden mussten. Zu letzterem kamen sogar Entwickler aus Neuseeland und Amerika nach Berlin.