Linux als Serverplattform bei der Deutschen Bahn

Die DB Systems, IT-Dienstleister der Deutschen Bahn, setzt auf Linux als strategische Serverplattform. Entscheidend für den Einsatz waren die Kostenvorteile.

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Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Die DB Systems GmbH, IT-Dienstleister der Deutschen Bahn AG, ist für über 90.000 Büroarbeitsplätze verantwortlich. Das Unternehmen verfügt über eine sehr heterogene IT-Infrastruktur, Hauptplattform ist nach wie vor Solaris. Daneben kommen serverseitig noch Windows und z/OS zum Einsatz.

Im November 2003 wurde Linux zur strategischen Serverplattform bei DB Systems ernannt, aber weiterhin kommt auch proprietäre Software zum Einsatz. In besonders unternehmenskritischen Bereichen wird keine Open-Source-Software eingesetzt.

Hard- und Software machen bei DB Systems rund 40 Prozent der Gesamtkosten aus. Einsparungen in diesem Bereich erscheinen deshalb besonders attraktiv. Die DB Systems hat ein umfangreiches Programm zur Kostenreduzierung durchgeführt (KISS: Kosten Interner Services Senken).

2003 sah sich das Unternehmen in der Situation, ältere Betriebssysteme ersetzen zu müssen, weil der Support der Hersteller für die verwendeten Systeme auslief. Die Evaluation von Open-Source-Alternativen begann im Juli 2003. Dabei wurden verschiedene Linux-Distributionen auf ihre Tauglichkeit im Einsatz geprüft. Die DB Systems entschied sich für den Suse Linux Enterprise Server (SLES) 8, der mittlerweile auf die Version 9 aktualisiert wurde. Als Zweitlösung wurde Red Hat Enterprise Linux 3 gewählt, das bei Problemen oder Inkompatibilitäten mit Suse zum Einsatz kommen sollte. Bislang war dies jedoch noch nicht nötig, alle benötigten Applikationen laufen mit der gewählten Suse-Lösung.

Neben dem Suse Linux Enterprise Server setzt die DB Systems weitere Open-Source-Produkte ein: den Webserver Apache und den Application Server Tomcat. Antriebsfaktor war auch hier die Möglichkeit, Kosten zu sparen.

Die Vorteile der Open-Source-Anwendungen für die DB Systems sind

  • rund 50 Prozent Kostenreduktion bei Software-Lizenzen und Hardware durch den Wechsel von Solaris auf SPARC-Rechnern zu Linux auf x86-Hardware
  • bessere Auslastung der vorhandenen Hardware
  • standardisierte Schnittstellen erleichtern die Betriebsführung
  • reproduzierbare Standard-Installationen, die automatisch durchgeführt werden können, ohne dass ein Mitarbeiter vor Ort sein muss

Gegen die Linux-Einführung gab es von Seiten der Geschäftsführung wie der Mitarbeiter Vorbehalte bezüglich der Stabilität, Sicherheit, Wartbarkeit und Verfügbarkeit. Linux hing das Image einer "Spiel-Software" an. Diesen Bedenken konnte mit einer umfangreichen Hausstudie entgegengewirkt werden.

Nach der Vorbereitungsphase, die im Juni 2003 begann, beschloss das IT-Board der Deutschen Bahn AG im November 2003 die Umstellung auf die Linux-Plattform. Die Design-Phase dauerte bis Ende Februar 2004. Es wurden mehrere Standard-Installationen für die verschiedenen Einsatzbereiche erstellt, vom Datenbank-Server über Applikationsserver bis zur Netzwerkinfrastruktur. Im Juni begann die Umstellung des Lotus-Notes-Systems, bei der zuerst die Maildienste von über 50.000 betreuten Notes-Nutzern, später die Notes Applications auf die Linux-Plattform migriert wurden. Im Sommer 2005 begann das "Linux Power Up"-Programm, das die Linux-Plattform auf den neusten Stand - Suse Linux Enterprise Server 9 - brachte.

Wesentlich für die Umsetzung des Linux-Konzepts waren "Short Wins": Die Umstellung der Plattform sollte schnell sichtbare Erfolge bringen. Bei der Lotus-Notes-Umstellung wurde der Return Of Investment in weniger als einem Jahr erreicht.

Die umfangreiche Vorbereitung der DB Systems hat den Umstieg problemlos gestaltet, es gab nur geringe Kompatibilitätsprobleme. Durch die standardisierten Schnittstellen der Open-Source-Software konnten die Produkte gut in die normale Betriebsführung integriert werden. Auch die Hardware wurde standardisiert: Die Beschaffung von Linux- und Windows-Servern kann durch einen Hersteller bewerkstelligt werden.

Nach wie vor ist Solaris die Haupt-Plattform bei DB Systems, zwei Drittel der Server laufen unter dem Betriebssystem von Sun. Nach und nach aber werden immer mehr Solaris-Systeme durch Linux ersetzt. Auf den Linux-Servern laufen verschiedene Open-Source-Anwendungen wie Jboss und Apache, aber auch proprietäre Applikationen wie SAP R/3 oder Oracle-Datenbanken.

In unternehmenskritischen Bereichen - zum Beispiel bei Rangierbahnhofsteuerungen - kommen bisher noch keine Open-Source-Produkte zum Einsatz. Hier sind vor allem schnelle Reaktionszeiten der Hersteller erforderlich.

Linux wird bisher nur im Server-Bereich eingesetzt. Ein Einsatz von Open-Source-Software auf dem Desktop ist noch nicht geplant.

Eingesetzte Open-Source-Software

Betriebssystem: Suse Linux Enterprise Server (SLES); Lizenz: Novell Software License Agreement

Webserver: Apache; Lizenz: Apache License, Version 2.0

Application Server: JBoss; Lizenz: LGPL
Tomcat; Lizenz: Apache License, Version 2.0

Über DB Systems

Die DB Systems GmbH ist der IT-Dienstleister der Deutschen Bahn AG. Als IT-Full-Service-Provider übernimmt die DB Systems Aufgaben von der Planung über die Entwicklung und Implementierung der IT-Lösungen bis hin zur Betriebsführung. Neben der Deutschen Bahn werden auch andere Firmen von dem Dienstleister betreut, darunter die Schweizerischen und Ungarischen Staatseisenbahnen, aber auch Galileo International und Sony Music Entertainment.

Rund 2.200 Mitarbeiter arbeiten in der Zentrale in Frankfurt und den Niederlassungen in Berlin, Erfurt, Wien und Budapest, dazu kommen noch mehrere Service-Standorte. DB Systems betreut insgesamt über 90.000 Arbeitsplätze bei seinen Kunden.

Kontakt

Ingo Schwarzer
DB Systems GmbH
Florastr. 133-136
12623 Berlin
Ingo.Schwarzer@bahn.de
030/297-16370 (odi)