Virtualisierung auf dem Weg in den Linux-Markt

Auf der LinuxWorld Conference and Expo (LWE), die vom 3.4. bis 6.4. in Boston stattfindet, scheint sich Aufbruchstimmung im Lager der Virtualisierer breit zu machen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter Siering
  • Dr. Oliver Diedrich

Mit der am 3.4.2006 in Boston startenden LinuxWorld Conference and Expo (LWE) scheint sich Aufbruchstimmung im Lager der Virtualisierer breit zu machen. In der Debatte um die beste Technik scheint Einigkeit zu herrschen: Mit Virtual Iron und XenSource wollen gleich zwei Anbieter mit kommerziellen Produkten auftrumpfen, die auf der freien Virtualisierungslösung Xen aufbauen.

Einen gewissen Überraschungswert hat dabei, dass auch Virtual Iron auf das freie Xen als technische Basis setzen will; bisher war man mit selbst entwickelter Technik angetreten (die in Xen-Kreisen als Xen plus OpenMosix – eine Erweiterung des Linux-Kernels, die einen Cluster als eine Maschine erscheinen lässt – kolportiert wurde). Virtual Iron Version 3 soll aus drei Komponenten bestehen: dem Xen-Hypervisor, eigenen Diensten für die Virtualisierung (in Xen-Terminolgie ein eigenes System für die privilegierte Domain 0) und Verwaltungswerkzeug.

Drei Produktvarianten von Virtual Iron soll es geben: Eine kostenlose Version unter GPL, eine Professional Edition, in der die Verwaltungswerkzeuge enthalten sind, aber unter einer eingeschränkten Lizenz stehen, sowie eine Enterprise Edition mit dem vollständigen Satz an Werkzeugen, die pro Server mit 1.500 US-Dollar zu Buche schlägt. Im Juli soll es eine Beta für Linux-Gastsysteme geben, im September auch eine für Windows.

XenSource als erster kommerzieller Ableger des Xen-Projekts nennt sein erstes Produkt XenEnterprise. Dahinter steckt eine Komplettlösung, die auf Basis der freien Entwicklung im Xen-Projekt die Installation von Gastsystemen erleichtert, die Virtualisierung physischer Systeme erlaubt und hilft, die virtuellen Systeme zu verwalten. Dank spezieller Unterstützung in modernen Prozessoren – Intels Vanderpool und AMDs Pacifica, das auf der LWE erstmals in der nächsten 64-Bit-Prozessorgeneration vorgeführt werden soll – will XenSource auch Windows als Gastsystem unterstützen.

Anders als Virtual Iron äußert sich XenSource bisher nicht konkret zu Veröffentlichungsterminen oder verschiedenen Produktversionen, die womöglich entstehen werden. Lediglich ein Detail verriet man: XenSource will das Virtual Hard Disk Format (VHD) verwenden, das Microsoft unter einer gebührenfreien Lizenz veröffentlicht hat und auch in seinen eigenen Lösungen zur Virtualisierung benutzt. Bezeichnenderweise hat auch VMware heute angekündigt, die Spezifikation für sein Dateiformat offen zu legen, in denen die Plattendaten der VMware-eigenen VMs liegen.

Der Siegeszug von Xen in der Linux-Welt, so scheint es, ist wohl nicht, mehr aufzuhalten: Novell will im kommenden Suse Linux Enterprise Server Xen unter anderem einsetzen, um virtualisierte Netware-Systeme unter Linux laufen zu lassen. Auch die für Ende des Jahres angekündigte Version 5 von Red Hat Enterprise Linux wird Xen enthalten und damit beispielsweise den virtualisierten Betrieb alter RHEL4-Installationen unter der neuen Version erlauben. (ps) (odi)