Ubuntu 6.10 Edgy Eft

Mit der neuen Version erhält auch Ubuntu angesagte Features wie 3D-Effekte auf dem Desktop und Virtualisierung mittels Xen – auch wenn dafür noch etwas Handarbeit nötig ist.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Dr. Oliver Diedrich
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Der Ubuntu-Desktop: standardmäßig ohne 3D-Effekte

Wie am Schnürchen ist sie gelaufen, die Entwicklung von Edgy – die Entwickler haben den Zeitplan exakt eingehalten. Da der Vorgänger Ubuntu 6.06 (Dapper Drake) mit sechs Wochen Verspätung erst Anfang Juni erschienen war, heißt das aber auch, dass von den urspünglich geplanten sechs Monaten Entwicklungszeit für Edgy Eft nur vier geblieben sind. Von der "Vielzahl neuer Features", die Ubuntu-Begründer Mark Shuttleworth im Interview mit heise open für Edgy Eft angekündigt hatte, ist daher so viel gar nicht zu sehen: Die Standard-Installation präsentiert sich auf den ersten Blick vor allem als solides Update des Vorgängers.

A propos Update: Wer Dapper Drake installiert hat und nicht allzu viel daran gefummelt hat, kann übers Netz auf die neue Version 6.10 upgraden. Bei uns im Test hat das ohne ernsthafte Probleme funktioniert. Dazu ersetzt man in etc/apt/sources.list die "dapper"-Quellen durch ihre "edgy"-Pendants und ruft nach einem

apt-get update

den Befehl

aptitude dist-upgrade

auf – am besten zwei Mal, um mögliche Abhängigkeitskonflikte sicher zu lösen.

Ubuntu 6.10 ist erhältlich als Desktop-CD, Server-CD und "Alternate Install CD" für die x86-, Power- und x64-Plattform. Die Server-Version existiert zusätzlich in einer Variante für SPARC-Maschinen. Die Desktop-CD startet ein voll funktionstüchtiges Live-System, in dem man sich einen Eindruck von Ubuntu verschaffen kann. Aus dem Live-System heraus erfolgt die Platteninstallation mit wenigen Mausklicks; falls nötig, wird eine vorhandene Windows-Partition verkleinert, um Platz zu schaffen. Die "Alternate Install CD" startet einen Textmodus-Installer, der bei speziellen Bedürfnissen zusätzliche Installationsoptionen eröffnet.

Was ist neu in Ubuntu 6.10? Das Design ist ein bisschen aufpoliert; um Unterschiede zum Vorgänger zu entdecken, muss man allerdings schon sehr genau hinsehen. Der Standard-Desktop Gnome hat seine Versionsnummer von 2.14 auf 2.16 erhöht, da hat sich naturgemäß nicht viel getan. Die gegenüber der Vorversion leicht überarbeiteten Standardthemes sind bei Ubuntu traditionell in freundlichen Brauntönen gehalten, die Optik wirkt insgesamt stimmig. Anhänger des KDE-Desktops können auf Kubuntu zurückgreifen, das seit Ubuntu 6.06 ebenfalls über die Ubuntu-Seite zu kriegen ist.

Die Software ist natürlich auf den aktuellen Stand gebracht: Kernel 2.6.17, Xorg 7.1, Openoffice 2.0.4, Evolution 2.8.1, Gimp 2.2.13, der Instant Messenger Gaim 2.0, das Soft-Phone Ekiga 2.0.3, die Bilderverwaltung F-Spot 0.2.1. Als erste Linux-Distribution liefert Edgy Eft standardmäßig den neuen Firefox 2.0 mit. Das in die Softwareverwaltung Synaptic integrierte Tool update-manager zur Verwaltung der Paketquellen ist deutlich komfortabler in der Handhabung geworden.

Wie bei Ubuntu üblich beschränkt sich die Standard-Installation auf das Nötigste für ein benutzbares Desktopsystem – "ein Programm für jede Aufgabe" lautet das Motto. Entsprechend kann der Anwender bei der Installation keinen Einfluss auf die Softwareauswahl nehmen. Wer mehr oder andere Software benötigt, kann die allerdings via Synaptic problemlos aus dem Internet nachinstallieren.

Ubuntu hält dafür vier in Synaptic vorkonfigurierte Softwarearchive vor. Die Repositories Main (Open Source) und Restricted (proprietäre Treiber) werden mit garantierten Bugfixes und Sicherheitsupdates versorgt und enthalten nach Ansicht der Ubuntu-Macher "alles, was für einen vollständig funktionstüchtigen Desktop oder Internet-Server nötig ist". Universe (Open Source) und Multiverse (nicht-freie Software) erhöhen die Softareauswahl gewaltig auf rund 20.000 Programmpakete, kommen aber ohne Garantie auf Updates und schnelle Sicherheitsfixes.