Eclipse und die Eclipse Foundation

Weltweit setzen Programmierer auf die freie Software-Entwicklungsumgebung Eclipse. Am 5. November 2001 gab IBM mit der Veröffentlichung des Quellcodes seines IDEs das Startsignal für das Projekt.

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Diesen Monat ist es fünf Jahre her, dass IBM den Quellcode der Eclipse Workbench, des Nachfolgers der integrierten Entwicklungsumgebung IBM Visual Age for Java, freigab und damit den Grundstein für ein Projekt legte, dass zu einem der größten Open-Source-Projekte weltweit werden sollte. Mit Eclipse.org rief der Hard- und Software-Gigant ein Hersteller-Konsortium ins Leben, das sich die Erstellung einer quelloffenen Java-Enwicklungsumgebung zur Aufgabe machte. Neben IBM selbst standen die Firmen Borland, Merant, QNX Software Systems, Rational Software, Red Hat, Suse, TogetherSoft und Webgain an der Wiege des Projekts. Am 7. November feiert das Projekt offiziell Geburtstag.

Heutzutage ist Eclipse weitaus mehr als ein reines Java-Entwicklungstool. Vielmehr versteht sich die Umgebung als eine Art universeller Werkzeugkasten, dem die generische Eclipse Plattform zugrunde liegt. Mit Plugins lässt sie sich um die gewünschten Funktionen erweitern. Durch das Einbinden von Java-Entwicklungskomponenten wird sie zum Beispiel zur Java-IDE; mit dem C/C++ Development Toolkit (CDT) verwandelt sie sich in eine Entwicklungsumgebung für C und C++. Auch für Sprachen wie Perl, Python oder Cobol werden Plugins entwickelt oder stehen bereits zur Verfügung. Webentwickler kommen mit HTML-, CSS-, Javascript-, PHP- und J2EE-Unterstützung auf ihre Kosten.

Die Eclipse Plattform und die Java-Werkzeuge sind Bestandteil des Eclipse SDK, das zudem noch eine Entwicklungsumgebung fĂĽr Eclipse-Plugins (PDE) umfasst.

Auch wenn Eclipse ursprünglich hauptsächlich als eine Art Meta-Framework zur Erstellung von Entwicklungsumgebungen diente, eignet sich die Plattform durch ihren modularen Aufbau nicht nur für das Bauen von IDEs. Mithilfe der in Version 3.0 hinzugekommenen, von IBM gestifteten Eclipse Rich Client Plattform (RCP)lassen sich auf ihr inzwischen beliebige Java-Anwendungen entwickeln. RCP und das dazugehörige Widget-Toolkit SWT sind seit ihrem Erscheinen zu einer ernstzunehmenden Alternative zur traditionellen Rich-Client-Entwicklung mit der Standard-Oberflächenbibliothek Swing des Java Development Kit von Sun geworden.

Kernkomponente der RCP ist neben der Eclipse Platform das OSGi-Framework Equinox, das eine SOA-Plattform in einer Java Virtual Machine bereitstellt. Services lassen sich dabei als so genannte Bundles dynamisch zur Laufzeit starten und anhalten. Auch das schon erwähnte Plugin Development Environment PDE und der GUI-Builder Visual Editor gehören zur Rich Client Platform.

Anfang 2004 strukturierte sich das bis dahin auf über 80 Mitglieder angewachsene, aber weiterhin von IBM dominierte Eclipse-Konsortium in die gemeinnützige Eclipse Foundation um. Die neue Organisation sollte als eigenständige und herstellerunabhängige Gesellschaft die Entwicklung von Eclipse als offene Plattform fortschreiben. Am Ruder steht ein aus Vertretern der beteiligten Unternehmen und Organisationen bestehender Vorstand.

Die Mitgliedschaft in der Foundation gliedert sich in fünf Gruppen. Strategic Members – unterteilt in Strategic Developers und Strategic Consumers – leiten mindestens eins der größeren Eclipse-Projekte, stellen dafür Software-Entwickler ab und bekommen einen Sitz im Vorstand. Neben Gründungsmitglied IBM finden sich hier Branchengrößen wie BEA, Computer Associates, Intel, Borland und Nokia wieder. Add-in-Provider-Mitglieder müssen ein auf Eclipse fußendes Angebot im Programm haben oder ein solches innerhalb von zwölf Monaten nach ihrem Beitritt bereitstellen.

Universitäten, Forschungseinrichtungen, Non-Profit-Organisationen und Verlage können für die Mitgliedschaft als Associate Member optieren und so einen Beitrag zum Eclipse-Ökosystem leisten. Zu den so genannten Committer Members gehören Einzelpersonen, die als Kern-Entwickler Änderungen an dem Quellcode eines Eclipse-Projektes vornehmen.

Trotz einiger Annäherungsversuche in der Vergangenheit fehlt Java-Urheber Sun nach wie vor auf der Mitgliederliste und ist mit Microsoft der einzige namhafte IT-Anbieter, der sich nicht im Eclipse-Projekt engagiert. Mit NetBeans hat Sun eine konkurrierende und ebenfalls quelloffene Entwicklungsumgebung im Programm. Auch wenn der kalifornische Hard- und Softwarehersteller in diesem Jahr erstmals Code zum Projekt beisteuerte und Eclipse nun auch auf Solaris/x86 lauffähig ist, herrscht seitdem wieder Funkstille.

Die Eclipse-Landschaft erstreckt sich derzeit ĂĽber mehr als 50 Projekte, die jeweils einem der zehn Toplevel-Projekte zugeordnet sind. Alle unterliegen der Eclipse Public License, einer Open-Source-Lizenz mit schwachem Copyleft. Diese erlaubt Softwareherstellern den Vertrieb von auf Eclipse basierenden Produkten, ohne dass deren Quellcode freigegeben werden muss.

Um den Release-Prozess der zahlreichen Eclipse-Erweiterungen zu vereinfachen und für mehr Durchblick im Dschungel der Plugins und Versionen zu sorgen, entschied sich die Foundation diesen Sommer für ein neues Release-Konzept für zehn wichtige Projekte. Unter dem gemeinsamen Namen Callisto werden sie in neuen, aufeinander abgestimmten Versionen am gleichen Tag veröffentlicht. Ihre Eigenständigkeit verlieren die unter dieser Flagge segelnden Projekte nicht. Mit Callisto folgen sie lediglich einem gemeinsamen Release-Plan.

Zu Callisto gehören neben dem Eclipse-SDK mit den Java-Tools die C/C++-Entwicklungsumgebung CDT, die Web Tools Platform (WTP) und der Visual Editor (VE) zum Erstellen von grafischen Oberflächen. Die Data Tools Platform (DTP) bietet ein Framework für datenzentrierte Anwendungen, das Graphical Editor Framework (GEF) stützt grafische Editoren wie den Visual Editor. Die Test and Performance Tools Platform (TPTP) stellt Entwicklungstools zum Testen, Profiling und Überwachen von werdenden Applikationen zur Verfügung. Auch das BIRT-Projekt, ein freies Reporting-Werkzeug für Business-Intelligence-Anwendungen, ist Bestandteil von Callisto.


In einem Interview auf heise open spricht Mike Milinkovich, Geschäftsführer der Eclipse Foundation, über die angestrebte Zielrichtung des Eclipse-Universums.

Eclipse: http://www.eclipse.org/

Eclipse Plattform Technical Overview (PDF-Datei): http://www.eclipse.org/articles/Whitepaper-Platform-3.1/eclipse-platform-whitepaper.html
(akl)