Astricon 2006: Hochverfügbarkeit für Open-Source-Telefonie

Jetzt in ihrem dritten Veranstaltungsjahr hat sich die AstriCon als Austauschplattform für Entwickler und Anwender der freien Telefonanlagen-Software Asterisk etabliert.

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Von
  • Alexandra Kleijn

Auf der viertägigen Veranstaltung im texanischen Dallas stand die freie Telefonie-Lösung im Mittelpunkt eines großen Angebots an Tutorials, Workshops und Fachvorträgen. Wie in den vorangegangenen Jahren bot eine angegliederte Entwicklerkonferenz der Asterisk-Community eine Austauschplattform. Knapp 700 überwiegend amerikanische Besucher zog das Event dieses Jahr an.

Asterisk, Kernthema der Konferenz, ist nicht nur eine Telefonanlagen-Software, sondern zugleich eine Entwicklungsplattform, mit der sich Telefonie-Applikationen an spezielle Bedürfnisse anpassen lassen. Sie bringt die üblichen digitalen Anruf-Funktionen wie Nebenstellen-Management, Weiterschaltung, Warteschleife oder Nummernerkennung mit sich und beherrscht neben "klassischer" Telefonie auch Voice over IP und Unified Messaging. Die Software steht unter der GNU General Public License (GPL).

Hinter Asterisk steht das US-amerikanische Unternehmen Digium, dessen Chef Mark Spencer, Schöpfer und langjähriger Hauptentwickler der Telefonanlagen-Software, auf der AstriCon die Keynote hielt. Asterisk enstand 1999 als interne Telefonanlage für seine Firma. Neben dem freien Asterisk hat Digium mit der Asterisk Business Edition auch eine zertifizierte Version der Software im Programm. Sie ist mit einer speziell auf Asterisk zugeschnittene Linux-Distribution von rPath gebündelt und unterliegt einer kommerziellen Lizenz. Die Business Edition ist mit einem Jahr Support für 995 US-Dollar erhältlich.

Wie die Konferenzbeiträge zeigen, kommt die freie Telefonie-Software längst nicht mehr nur in kleinen und mittleren Unternehmen oder im Heimbereich zum Einsatz. Zunehmend hat sie sich auch einen Platz im Enterprise-Bereich erobert. Neben großen Unternehmen und Call-Centern setzen inzwischen auch Netzbetreiber und Telefonie-Anbieter auf Asterisk. Durch den Vorstoß in diese Domänen spielen Faktoren wie Hochverfügbarkeit und Load-Balancing eine immer wichtigere Rolle.

Auf der AstriCon 2006 wurde dieses Thema in diversen Fachvorträgen aufgegriffen. So nahm J.R. Richardson von Integrated Solutions den Bau von Asterisk-Clustern unter die Lupe. Mit einem Cluster, der als eine riesige Telefonie-Schaltzentrale agiert, lässt sich die Last über eine Reihe von Servern verteilen. Außerdem bietet der Serververbund Schutz vor dem Ausfall einzelner Systeme.

Richardson paarte in seinem Vortrag Asterisk mit DUNDi (Distributed Universal Number Discovery), einem Peer-to-Peer-System für das Routing zwischen verschiedenen VoIP-Anbietern. Mit dem von Digium entwickelten Protokoll finden sich Telefonzentralen dynamisch im Internet. Eine zentrale Autorität, wie im Falle von ENUM (tElephone NUmber Mapping), gibt es nicht.

Bill Miller, Digiums Marketing-Chef, erklärte Asterisk für so ausgereift, dass die Software den Vergleich mit herkömmlichen Enterprise-Lösungen nicht scheuen brauche. In einer Case Study zeigte Mike Young von NetLogic auf, wie ein Unternehmen auf der Grundlage von Asterisk zum nationalen Internet Telephony Service Provider werden kann.

VoIP-Anbieter Fonality, der Anfang Oktober das Community-Projekt Trixbox unter seinen Hut nahm, kündigte Version 2.0 der auf Asterix basierenden IP-Telefonie-Lösung an. Trixbox erweitert Asterisk um eigene Patches sowie eine Weboberfläche und eine einfache Installationsroutine. Das Komplettpaket besteht aus einem LAMP-Stack mit Linux-Betriebssystem, der Asterisk-Implementierung FreePBX, der Datenbank MySQL, PHP/Perl und bringt als Zugabe die freie CRM-Software SugarCRM mit.

Ein Highlight der Konferenz bildete die Keynote von Digium-Gründer Mark Spencer. Unter dem Titel "Asterisk: Taking over the World in 5 Easy Steps" schilderte er in lockerem Stil die Vorzüge seiner Schöpfung, ging aber im anschließenden Diskussionsteil auch ausführlich auf die Fragen und Wünsche der Community ein.

Bedingt durch die wachsende Bedeutung von Asterisk auch auf dieser Seite des Atlantiks gibt es seit 2005 zusätzlich zu den amerikanischen AstriCon-Events Schwesterveranstaltungen in Europa. In diesem Jahr bildeten die Metropolen Berlin, Paris und London die Kulisse dreier Asterisk-Konferenzen. Für März 2007 hat zudem die deutsche Asterisk User Group einen ersten Asterisk-Tag angekündigt. (akl)