Ubuntu 7.04: Ausblick auf "The Feisty Fawn"

Die Planung von "Edgy Efts" Nachfolger ist bereits in vollem Gange. Im Mittelpunkt des nächsten Releases der Linux-Distribution sollen nebst einer verbesserten Hardware-Unterstützung auch Multimedia und Desktop-Effekte stehen.

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Von
  • Alexandra Kleijn

Auf der traditionellen Entwicklerkonferenz, die jedem neuen Ubuntu-Release vorangeht, blickten rund 140 Entwickler in die Zukunft des lebhaften Rehkitzes, "The Feisty Fawn", wie der Nachfolger des im Oktober erschienenen Edgy Eft heißen soll. Feisty – Ubuntu 7.04 – soll am 19. April 2007 kommen. Die Linux-Distribution kehrt mit dieser Planung zurück zum gewohnten Halbjahresrhythmus für die Veröffentlichung neuer Releases.

Nach den Mißgeschicken mit dem X-Server und dem proprietären Grafiktreiber von Nvidia, die das grafische System außer Gefecht setzten und Anwender auf die Textkonsole zurückwarfen, sprachen sich viele Ubuntu-Entwickler für eine robustere und benutzerfreundlichere Konfiguration des X-Servers X.org aus. Mit einem so genannten sicheren Modus soll zudem der Bootmanager Grub in künftigen Versionen eine Startoption für Notfälle zur Auswahl stellen, die Ubuntu mit dem VESA-Treiber und einer Auflösung von 800 x 600 Bildpunkten auf den Desktop bringt.

Feisty soll die kommende Version 7.2 von X.org an Bord haben. Erst das Release 7.3, das voraussichtlich zwischen Feisty und dessen Nachfolgeversion erscheinen wird, soll in Zusammenspiel mit dem Nachrichtensystem D-Bus eine dynamische X-Konfiguration und die automatische Erkennung von neu angeschlossener Hardware ermöglichen.

Das Thema Binärtreiber spaltet derzeit die Ubuntu-Community. Während Pragmatiker die Tatsache begrüßen, dass Ubuntu 7.04 nun ganz offiziell proprietäre Treiber für Grafikkarten und WLAN mitbringen soll, herrscht bei anderen Sorge wegen der mit nicht-quelloffener Software verbundenen Sicherheitsrisiken. Der Artikel Grafiktreiber unter Linux: Kaum Besserung in Sicht auf heise open beleuchtet die Thematik näher und gibt einen Überblick über den Stand der Dinge.

3D-Effekte auf dem Desktop beherrscht inzwischen jeder halbwegs aktuelle Linux-Distribution. Ist in Edgy noch etwas Handarbeit angesagt, um sie zu aktivieren, wollen die Entwickler den Blickfang in Feisty standardmäßig einschalten. Ob dabei die Wahl auf den Fenstermanager Compiz oder dessen Fork Beryl fällt, ist jedoch noch ungeklärt.

In Ubuntu Feisty wird das kommende Release 2.18 der Standard-Desktop-Umgebung Gnome figurieren. Liebhaber der Alternative KDE dürfen in Kubuntu 7.04 mit KDE 3.5.6, einem Maintenance-Release, rechnen. Große Neuerungen bringt erst das Meilenstein-Release KDE 4.0, das für die zweite Jahreshälfte 2007 geplant ist und somit frühestens in Ubuntu 7.10 offiziell Einzug halten wird.

Neue Anwendungen soll es auch geben. Für Gnome wollen die Entwickler aller Wahrscheinlichkeit nach das Desktop-Suchwerkzeug Tracker und ein neues Scanner-API, GnomeScan, integrieren. In sowohl KDE als Gnome planen sie neue Netzwerkmanager. Mit Jokosher soll in Feisty zudem ein neues, benutzerfreundliches Audiobearbeitungstool sein Debüt geben.

Stand die Linux-Distribution bislang auch für die PowerPC-Plattform zur Verfügung, ist die Zukunft dieser Variante nun recht ungewiss. Nach Apples Schwenk von PowerPC- auf Intel-Prozessoren verzeichnet Ubuntu für erstere Architektur eine stetig sinkende Zahl der Downloads. Auf dem Server ist die Distribution indes auf dem Vormarsch. Ubuntu 6.06 LTS, die für den Unternehmenseinsatz gedachte Version hat Sun gerade für einige seiner Server der x86-Plattform zertifiziert. (akl)