Ubuntu 7.04 Feisty Fawn Beta 1 im Schnelltest

Ubuntu 7.04 – Feisty Fawn – soll am 19. April 2007 ersdcheinen. Die neue Version der auf Debian basierenden Linux-Distribution wartet mit erhöhtem Gebrauchskomfort auf.

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Von
  • Alexandra Kleijn

Knapp einen Monat, bevor die finale Version von Ubuntu 7.04 erscheinen soll, hat das Entwicklerteam die erste Beta von Feisty Fawn freigegeben. Wie bereits ihre Vorgängerin, das aktuelle Release 6.10, sollte die neue Version bunt und multimedial werden. Auch wenn sie dieses Versprechen nicht ganz einzulösen scheint, wird Einiges in "Feisty" vor allem für Linux-Anfänger einfacher und transparenter.

Die Oberfläche kommt in Ubuntu-üblichen Brauntönen daher. Sie wirkt aufgeräumt, wenn auch nicht wesentlich anders als vorherige Versionen. Die Software-Auswahl entspricht weitgehend dem aktuellen Stand: Kernel 2.6.20, X.org 7.2, die Desktop-Umgebung Gnome in Version 2.18 (das KDE-Pendant Kubuntu setzt auf das aktuelle KDE 3.5.6), Firefox 2.02 und Openoffice 2.2.0

War zu Beginn der Planung noch die Rede von standardmäßig eingeschalteten 3D-Effekten auf dem Desktop, haben die Entwickler sich letztlich doch dagegen entschieden. In seinem Blog legt Ubuntu-Vater Mark Shuttleworth den offiziellen Standpunkt noch einmal dar: Auch wenn er 3D grundsätzlich von essenzieller Bedeutung für das "moderne Desktop-Erlebnis" hält, schätzt er die beiden Compositing-Manager Compiz und Beryl als noch nicht stabil genug ein, um sie in den Standardeinstellungen zu aktivieren. Zumindest Compiz wird aber standardmäßig mitinstalliert.

Benutzung auf eigene Gefahr: 3D-Effekte für den Desktop stuft Ubuntu noch als experimentell ein.

Um in den Genuss eines 3D-Desktops zu kommen soll bei Feisty jedoch wesentlich weniger Handarbeit angesagt sein als beim aktuellen Ubuntu 6.10 (Edgy Eft). Im Systemmenü findet sich unter Einstellungen nun der Eintrag Desktopeffekte. Eine 3D-fähige Grafikkarte vorausgesetzt, soll sich der Augenschmaus damit unkompliziert einschalten lassen. Ein Hinweisfenster macht jedoch auf den noch experimentellen Charakter dieses Features aufmerksam. Auch wenn die Feisty-Beta bei uns die Grafikkarte richtig erkannte, führte im Test mit einer GeForce-7300LE-Variante von Nvidia ein Klick auf diesen Button den Absturz des X-Servers herbei.

Die Entwickler haben das neue Ubuntu um einige weitere praktische Funktionen ergänzt. So eilt ein Migrationsassistent während der Installation zur Hilfe und bietet an, die Einstellungen eines auf dem gleichen System vorhandenen Windows oder andererer Linux-Varianten zu übernehmen. Obwohl es Berichte gibt, denen zufolge die Mitnahme von Dokumenten, Bookmarks, Musikdateien und Desktop-Hintergründen gelingt, zeigte sich der Assistent auf dem Testsystem wenig kooperativ. Die Windows-Partition ignorierte er geflissentlich. Ein ebenfalls installiertes Ubuntu 6.10 erkannte das Hilfsprogramm zwar, verweigerte aber stillschweigend die Übernahme von Bookmarks und Co. Möglicherweise liegt hier ein Lokalisierungsproblem vor. Zumindest an unseren deutschsprachigen Installationen von Windows XP und Edgy Eft biss sich der Assistent die Zähne aus.

Bevor es losgeht: Der Installer zeigt zwar ein gefundes Windows, bietet aber nicht die Migration der Einstellungen des Redmonder Betriebssystems an.

Problemlos funktionierte die Einbindung zusätzlicher Codecs für das Abspielen von proprietären oder patentbehafteten Media-Formaten wie MP3. Ein Doppelklick auf eine solche Datei öffnet ein Dialog, der durch die Installation der nötigen Pakete führt. Aus rechtlichen Gründen nicht dabei ist die libdvdcss. Ebenfalls neu ist der Eintrag "Verwaltung von eingeschränkten Treibern" im Administrationsmenü, mit dem sich proprietäre Treiber für zum Beispiel Grafiktreiber und WLAN-Chips aktivieren und deaktivieren lassen.

Zusätzliche Codecs lassen sich komfortabel installieren

Der angedachte abgesicherte Modus, mit dem sich Ubuntu im Problemfall mit dem VESA-Treiber und einer Auflösung von 800 x 600 Bildpunkten bei 256 Farben starten lassen soll, fehlt in diesem Release noch. Gerade eine solche Funktion würde zumindest Linux-Anfängern einiges an Kopfzerbrechen ersparen, wenn sich das grafische System zum Beispiel nach einem Update verschlucken sollte.

Die PowerPC-Plattform unterstützt Ubuntu ab dieser Ausgabe nur noch inoffiziell. Ein Community-Team soll diese Variante weiterpflegen. Bereits für die Architektur veröffentlichte Releases wie Ubuntu 6.06 LTS sollen jedoch während des gesamtem Supportzyklus mit Updates und Patches versorgt werden.

Mit einem aufgefrischtem Softwarebestand und diversen neuen Features hat die Linux-Distribution wieder einiges an Komfort hinzugewonnen. Wenn die Entwickler bis zum offiziellen Erscheinen von Ubuntu 7.04 am 19. April die Kinderkrankheiten der Beta beseitigen, bedeutet Feisty Fawn ein solides, wenn auch nicht spektakuläres Upgrade. Für einen eindeutigen Mehrwert sorgt der Migrationsassistent, sollte er bis dahin auch mit deutschen Windows-Installationen zurechtkommen. (akl)
(akl)