Die Woche: Open Source in die Unternehmen!

Red Hats Exchange-Marktplatz will Open-Source-Geschäftsanwendungen in die Unternehmen bringen. Vielleicht klappt das sogar.

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Auf dem Red Hat Summit hat der Linux-Marktführer eine neue Initiative angekündigt: Das Red-Hat-Exchange-Programm, kurz RHX. Red Hat vermarktet über das RHX-Portal und über seine Channel-Partner eine Reihe von Open-Source-Lösungen für Unternehmen – von Datenbanken (MySQL, EnterpriseDB) bis zu ERP- und CRM-Anwendungen (Compiere, SugarCRM). In der Liste der Lösungen finden sich zahlreiche Open-Source-Anwendungen, die als reif für den Business- Einsatz gelten.

Zwei Dinge sind dabei wichtig: Red Hat bietet diese Lösungen zusammen mit dem Betriebssystem (Red Hat Enterprise Linux) und der benötigten Middleware aus der JBoss-Palette an; und das Unternehmen dient als einzige Anlaufstelle für alle Supportanfragen, sodass Kunden nicht mit einer Vielzahl von Anbietern reden müssen, die sich bei Problemen womöglich gegenseitig die Schuld zuweisen.

Red-Hat-Chef Matthew Szulik

Ganz neu ist diese Idee nicht; SpikeSource beispielsweise verfolgt eine ähnliche Strategie (und bietet zum Teil auch dieselben Anwendungen an). Allerdings vertreibt SpikeSource die Lösungen mit einem eigenen Linux- und Middleware-Stack als integrierte Lösung, quasi als eine Art Software-Appliance, während bei Red Hat Betriebssystem und Anwendung aus unterschiedlichen Paketen stammen und Red Hat "lediglich" dafür einsteht, dass die Anwendung taugt und mit dem eigenen Betriebssystem funktioniert.

Die Angebote sprechen damit unterschiedliche Kunden an. Bei SpikeSource sind das alle Anwender, die eine bestimmte Lösung suchen und Open Source nicht ausschließen, sich aber nicht weiter damit herumschlagen wollen. Red Hat hingegen adressiert Anwender, die Linux bereits nutzen und jetzt über Open Source auch bei den Anwendungen nachdenken – oder anders ausgedrückt: Red Hat macht seinem Kundenstamm ein erweitertes Angebot.

Damit dĂĽrfte es fĂĽr das neue Red-Hat-Programm mehr potenzielle Kunden geben als fĂĽr das Angebot von SpikeSource. Dessen Software-Appliances sind vor allem fĂĽr Anwender interessant, die bislang noch keine Erfahrung mit Linux und Open Source haben. Aber welches Unternehmen, das bislang nicht einmal Linux verwendet, denkt wohl ĂĽber Open Source bei komplexen Business-Anwendungen nach? Die meisten Interessenten an Alfresco, JasperSoft und Co. dĂĽrften schon lange Linux und "einfachere" Open-Source-Anwendungen wie Mail- und Webserver im Einsatz haben.

Und genau denen macht Red Hat jetzt ein Angebot, Open Source auch auf der Ebene der Business-Anwendungen zu verwenden. Nicht umsonst hat Red Hat als Motto "Open Source Software you can trust" gewählt: Wer mit Red Hat als Linux-Anbieter gute Erfahrungen gemacht hat, nimmt es der Firma vielleicht auch ab, dass Zimbra eine brauchbare Groupware ist – vor allem, wenn der Support von Red Hat kommt. Open Source mit Gütesiegel des Marktführers in Sachen Open Source – das könnte den Business-Anwendungen tatsächlich den Weg in die Unternehmen ebnen. (odi)