LinuxTag 2007
LinuxTag 2007: Fast 10.000 Besucher kamen nach Berlin.
Erstmals fand der LinuxTag dieses Jahr auf dem Messegelände Berlin statt, kombiniert mit der Berliner IT-Messe IT Profits. 9.600 Besucher zählten die Veranstalter vom 30. Mai bis zum 2. Juni – etwas weniger als die erwarteten 10.000. Über 90 Prozent der Besucher zeigten sich laut Veranstalter zufrieden mit Vortragsprogramm und Messe, die Mehrheit begrüßte den Wechsel nach Berlin. Auch nächstes Jahr wird die Linux- und Open-Source-Veranstaltung wieder in Berlin stattfinden.
Ein großes Thema des LinuxTag war Open Source in der öffentlichen Verwaltung. Schon zur Eröffnung erklärte der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf, dass sein Haus seine Server Anfang 2008 auf Linux umstellen werde und dass die Themen offene Standards und Open-Source-Software mehr Gewicht in der Berliner IT-Strategie erhalten sollen. In Tempelhof-Schöneberg als Modellbeztirk soll die IT-Infrastruktur bis Ende 2008 so ausgebaut werden, dass alle Anwendungen Open-Source-fähig sind.
In einer vom Team des Open-Source-Jahrbuchs organisierten Podiumsdiskussion kündigte Dr. Uwe Küster, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion, eine Bundestagsinitiative an, um offene Formate in der IT des Bundes vorzuschreiben. Die Regierungskoalition wolle so die Wettbewerbssituation im Software-Markt verbessern. Küster erwähnte in dem Zusammenhang den Bereich Office-Software, wo man die Wettbewerbschancen kleiner Anbieter gegenüber dem "Diktat der Großen" verbessern wolle. Der Bundestag hat die Empfehlung für offene Standards inzwischen mit großer Mehrheit verabschiedet, wenn auch nicht ohne Kritik einiger Organisationen, die bemängeln, die Definition offener Standards in dem Antrag greife zu kurz.
Open Source in Behörden war auch ein Schwerpunkt im gut besuchten Vortragsprogramm – neben Softwareentwicklung im Unternehmen, dem Einsatz freier Software in der Medizin und Virtualisierung. Das Spektrum der Vorträge reichte von Neuerungen in einzelnen Open-Source-Projekten bis zu Fallstudien zum Open-Source-Einsatz in verschiedenen Unternehmen.
Desktop-Visionen
Wie auch in den vergangenen Jahren nahmen die freien Projekte großen Raum in der Ausstellung ein. Von Linux-Gamers.net, die an ihrem Stand aktuelle Linux-Spiele präsentierten, bis zum Fedora-Team, das während des LinuxTag die neue Version 7 der Distribution vorstellte, fehlte kaum ein wichtiges Projekt. Am KDE-Stand konnte man eine Prä-Alpha-Version des kommenden KDE 4 ausprobieren; Novell zeigte unter anderem den aktuellen Stand des für Herbst angekündigten OpenSuse 10.3 und präsentierte das Community-Projekt JackLab, eine auf Audioverarbeitung optimierte Version von OpenSuse.
Das Fedora-Projekt nutzte den LinuxTag zur Vorstellung der neuen Version 7 der Distribution. Mit der neuen Version ist das "Core" im Namen entfallen, nachdem die früher separat verwalteten Pakete-Depots Fedora Core und Fedora Extras zusammengelegt wurden. Mehr zu Fedora 7 lesen Sie in dem Artikel Fedora 7 – Distributionen nach Wunsch.
Sun konzentrierte sich auf OpenSolaris und bestritt einen ganztägigen Track im Vortragsprogramm zu diesem Thema. Außerdem kündigte das Unternehmen die Version 12 der Entwicklungsumgebung Sun Studio für Linux und Solaris an, deren C/C++- und Fortran-Compiler durch automatische Parallelisierung eine bessere Unterstützung von Multicore-CPUs bieten. Als IDE kommt das Netbeans 5.5.1 zum Einsatz.
IBM präsentierte eine Betaversion seines Linux Desktop, ein integrierter Linux-Arbeitsplatz, in dem Lotus Notes 8 alle wichtigen Werkzeuge fürs Büro bereitstellt - inklusive von OpenOffice abgeleitetem Büroanwendungen, Instant Messaging und Browser. Der IBM Linux Desktop ist bereits bei IBM-Mitarbeitern im Einsatz, ab Sommer soll er bei ersten Kunden installiert werden. (akl)