Linux Business Campus Nürnberg: Netzwerk für und von Open-Source-Experten

Mit praktischer Hilfestellung unterstützt der Linux Business Campus Nürnberg seit einem Jahr junge Unternehmen im Open-Source-Bereich. Das Konzept kommt an: Die Mitgliederzahl des LBCN wuchs in dieser Zeit von sieben auf fast 100 an.

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Von
  • Alexandra Kleijn

92 Mitglieder zählt der Verein inzwischen, die Mehrzahl davon Unternehmen. Aber auch einige Hochschulen sowie die IHK Nürnberg und um die dreißig Privatpersonen engagieren sich für den Campus, viele der letzten als sogenannte Campus Coaches: Sie stehen den (angehenden) Mitgliedsfirmen mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung als Berater unentgeltlich zur Seite.

Der Vorsitzende des LBCN, Richard Seibt, hat sich bei der Gründung von der Kampagne "Du bist Deutschland" inspirieren lassen, die für ihn vor allem "Mut zur Selbstverwirklichung machen sollte". Die Campus Coaches des LBCN sollen "mit ihrer Erfahrung helfen, den Weg für die Mutigen weniger steinig zu machen".

Unter den Firmenmitgliedern befinden sich neben vielen IT-Startups auch Traditionsunternehmen wie die Deutsche Post Gruppe sowie eine internationale Anwaltskanzlei mit Zweigstellen in Europa, Nordamerika und Hong Kong. Nicht dabei ist Software-Hersteller Novell mit dem Suse-Linux-Hauptquartier nur den sprichtwörtlichen Steinwurf vom Campus entfernt.

Eine auffällig große Zahl der Coaches jedoch haben ihre Wurzeln bei Suse/Novell. Ihr prominentester Vertreter dürfte der Vereinsvorsitzende Richard Seibt sein. 2003 brachte er als damaliger Suse-Chef die Übernahme von Suse durch Novell unter Dach und Fach. Aber auch zum Beispiel der ehemalige Chief Technology Officer von Suse, Jürgen Geck, oder Novells President Produktmanagement für Suse Linux Enterprise Holger Dyroff stehen auf der Mitgliederliste.

Schwerpunkt des Campus ist die Vernetzung der Mitglieder im Rahmen von Projekten. Darüber hinaus sollen vor allem junge Unternehmen vom Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie von günstigen Rahmenbedingungen profitieren. So stehen ihnen nicht nur die Campus Coaches zur Verfügung, sondern sie bekommen in einer Art Gewerbepark günstige Räume mit moderner Infrastruktur geboten. Auf dem Campus angesiedelt haben sich bislang neben dem Groupware-Hersteller Open-Xchange die Firmen Eidon (Wissensmanagement), Emlix (Embedded Linux) und Pasicx (Systemintegrator mit Kernkompetenz IT-Sicherheit).

Zwölf Risikokapitalgeber besteiligen sich an der Initiative. Open-Source-Firmen auf der Suche nach einem Investoren können ihre Geschäftsidee im LBCN-Finanzierungsforum präsentieren und erhalten, wenn ihre Wachstumsstrategie überzeugt, finanzielle Unterstützung.

Eine Stufe früher setzt der Businessplantwettbewerb an. Im Januar dieses Jahres konnten 23 Bewerber in Postersessions auf der Konferenz Open Source Meets Business 2007 in Nürnberg ihre Open-Source-Geschäftsidee präsentieren. 2008 wird es ernst: 50.000 Euro winken dem Gewinner des europäischen Open Source Business Award, der auf der Open Source Meets Business 2008 verliehen werden soll. Die Jury setzt sich aus den Campus Coaches und potenziellen Kapitalgebern zusammen.

In einem ganz anderem Wettbewerb – Plat_Forms – streiten Programmiererteams um die Ehre. Sie müssen nach vorgegebenen Funktionsanforderungen und nach einer knappen Zeitvorgabe ein webbasiertes System entwickeln. In einer wissenschaftlichen Auswertung der Ergebnisse werden die Vorzüge und Nachteile der eingesetzten Programmiersprachen untersucht. Kamen im ersten Durchgang nur Java, PHP und Perl zur Lösung der Aufgabe zum Einsatz, sollen in einer nächsten Runde des Wettbewerbs auch Python und Ruby on Rails vertreten sein.

Als langfristiges Ziel hat der Campus den Ausbau der Region Nürnberg als Open-Source-Standort vor Augen. Seibts Vision für die Zukunft: "Einen Beitrag zu leisten, die Wettbewerbsfähigkeit von Open-Source-Software zu erhöhen. Mit Open Source werden die Karten neu gemischt!"

So hat es sich die Embedded Open Source Cluster Initiative (EOSCI) zum Ziel gesetzt, Nürnberg zum weltweiten Zentrum der Embedded-Linux- Entwicklung zu machen. Ein erstes handfestes Ergebnis ist das Embedded Systems Institute (ESI) der Universität Erlangen-Nürnberg, das mit Fördergeldern des LBCN ensteht und sich – zusammen mit Kooperationspartnern aus der Wirtschaft – mit eingebetteten Systemen in allen Bereichen der IT, Mechatronik und Konsumelektronik befasst.

Die COSAD-Arbeitsgruppe (Collaborative Open Source Application Development) indes bemüht sich um Flexibilisierung und Standardisierung im Bereich Software-Entwicklung. Zusammen mit dem Bayrischen Finanz Zentrum (BFZ) plant das Projekt die konsortiale Entwicklung einer Software für die Versicherungsbranche. Zudem zeichnet sich die Gründung eines Konsortiums zur Entwicklung eines Enterprise Information Frameworks (EIF) ab.

Unter der Bezeichnung Open Source für die Praxis entsteht zur Zeit eine Veranstaltungsplattform, die Mitgliedsfirmen des LBCN für kostenpflichtige Veranstaltungen zu Open-Source-Themen nutzen können. Bei dieser Initiative arbeitet der LBCN mit dem Mittelstandsportal zusammen. Angedacht sind Vorträge und Workshops zu Business Intelligence, Collaboration, System-Management, aber auch zu Open-Source-Lizenzrecht. Der Linux Business Campus unterhält Beziehungen zu einer Reihe anderer Vereine, darunter der Eclipse Foundation, dem Linux-Verband, der Linux Solutions Group (LiSoG) und dem deutschen Zweig des Anbieters von distributionsneutralen Linux-Zertifizierungen, dem Linux Professional Institute (LPI e.V).

(akl)