Die Woche: Ein Linux für alle Fälle

"Certify once, run everywhere": Eine einmal für Red Hat Enterprise Linux zertifizierte Applikation soll in unterschiedlichsten Umgebungen laufen – traditionell installiert, als virtuelle Software-Appliance oder als Software as a Service.

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Mit seinem neuen strategischen Konzept "Linux-Automation" will Red Hat Admininstratoren den Linux-Einsatz erleichtern. Dabei denkt man weniger an den einzelnen, isolierten Server, auf dem eine Oracle-Datenbank oder ein LAMP-System mit einem Content Management System laufen – derzeit vermutlich das häufigste Linux-Szenario –, sondern schaut in die Zukunft. Eine Zukunft, in der aktuelle Hype-Themen wie Virtualisierung und Software as a Service (SaaS), die gerade erst in die Unternehmen einsickern, das Rechenzentrum verändern.

Red Hat Enterprise Linux (RHEL) soll eine einheitliche Plattform für alle sich abzeichnenden Einsatzfelder werden. Als Betriebssystem für klassische Server bedient man schon heute ein weites Hardware-Spektrum, vom einfachen x86- und x64-PC über SMP-Maschinen, Blades und Cluster bis zu den großen PowerPC- und zSeries-Servern. Hinzu kommen Software-Appliances, Komplettlösungen aus Betriebssystem, Middleware und Anwendung, die es in zwei Spielarten gibt: entweder direkt auf der Hardware installiert (siehe Artikel Software-Appliances) oder als virtuelle Maschinen (VMs) unter einem Hypervisor (Xen, VMware ESX oder Microsofts kommendes Viridian, siehe Artikel Brave Virtual World). Hierfür arbeitet das Unternehmen an einem Appliance Operating System (AOS).

Natürlich empfiehlt Red Hat sein Enterprise Linux mit dem jüngsten Update 5.1 auch als Hostsystem für VMs aller Art und als Betriebssystem für selbst aufgesetzte VMs, in denen ganz traditionell Anwendungen installiert sind. Dem On-demand-Computing schließlich – Mieten von Rechenleistung übers Netz je nach aktuellem Bedarf – trägt das Unternehmen durch eine Kooperation mit Amazon Rechnung: Ab sofort bietet Amazon Red Hat Enterprise Linux in seiner Elastic Compute Cloud (EC2) als Basis für Anwendungen an, die als Software as a Service laufen.

Den Anwendern verspricht Red Hat eine einheitliche Administration aller Red-Hat-Systeme, egal, ob es sich um eine virtuelle Software-Appliance, einen Mainframe oder eine SaaS-Installation irgendwo in den Weiten des Netzes handelt. Und man verspricht die freie Wahl der Plattform bei allen für RHEL zertifzierten Anwendungen: Stößt der dedizierte CMS-Server an Grenzen hinsichtlich Performance oder Ausfallsicherheit, installiert man das CMS eben als virtuelle Appliance auf der dicken Vier-Prozessor-Maschine oder im Cluster; setzt sich SaaS durch und wird der Betrieb eigener Hardware unrentabel, wechselt man auf EC2 oder zu einem anderen Anbieter von Rechenleistung on demand.

Denn, und das ist der eigentliche Clou an der Red-Hat-Initiative: ISVs lassen ihre Anwendung nur einmal für Red Hat Enterprise Linux zertifizieren, schon soll sie in allen Umgebungen funktionieren – traditionell installiert, als (virtuelle) Software-Appliance, als SaaS. Das sollen einheitliche Schnisttstellen in allen RHEL-Spielarten sicherstellen. Der Anwender kann sich aussuchen, in welcher Darreichungsform er die Applikation einsetzen will.

Ganz neu ist dieser Ansatz übrigens nicht: rPath, Spezialist für Software-Appliances, bietet ähnliche Möglichkeiten in seinem Appliance-Baukasten rBuilder schon länger an. Jetzt müssen sich nur noch die Anwender damit anfreunden, dass die traditionelle Methode – Betriebssystem installieren, benötigte Software in der richtigen Version nachrüsten, Applikation einrichten – nur noch eine von vielen Optionen ist – und die Alternativen ernsthaft in ihre Planungen einbeziehen. (odi) (odi)