Die Woche: Software in Zeiten des Web
Das Internet eröffnet neue Wege, wie Software zum Anwender kommt. Die Affero GPL ist eine Antwort auf Web Apps, Software as a Service und dergleichen.
Wenn Sie ein alter IT-Hase sind, erinnern Sie sich vielleicht noch an die Zeit, als man Software von Magnetbändern oder später von Disketten installiert hat und das eigenhändige Übersetzen des Quellcodes aus tar-Archiven bei Open-Source-Programmen eher die Regel als die Ausnahme war. Aber die Distributionsformen ändern sich: Heutzutage erhält man Programme auf CD, DVD oder gleich übers Internet, in handliche, vorkompilierte Binär-Achive verpackt, die sich selbst installieren oder über einen Software-Manager verwaltet werden.
Für die nächste Software-Generation zeichnet sich ein neuer Vertriebsweg ab. Ob man es Web-Anwendung, Software as a Service (SaaS) oder Web Service nennt: Reichlich Bandbreite im Internet und die technischen Neuerungen des Web 2.0 erlauben es, Anwendungen gar nicht erst lokal zu installieren, sondern übers Web zu benutzen. Die Software läuft dabei auf den Servern des Anbieters, der Anwender kriegt sie gar nicht in die Finger. Glaubt man den Auguren, sind Google Apps, Webmail, Salesforce.com oder Windows Live lediglich die Vorhut der Software-Zukunft.
Das bringt Vorteile, etwa den von überall aus möglichen Zugriff auf die Applikationen, und Nachteile wie den Umstand, dass dabei vertrauliche Daten den eigenen Rechner verlassen. Und es bringt ein spezielles Probleme für Open Source, die das Copyleft-Prinzip der GNU General Public License hoch hält: Auch in der neuen Version 3 berücksichtigt die GPL lediglich klassisch vertriebene Software zur lokalen Installation beim Empfänger.
Wird ein GPL-Programm hingegen zur Nutzung übers Netz angeboten, ist das keine Distribution im Sinne der GPL, und es erwachsen keinerlei Pflichten daraus. Der Anbieter muss seinen Kunden weder den Quelltext zur Verfügung stellen noch die von der GPL garantierten Rechte auf Modifikation und freie Weitergabe der Software einräumen. Die ursprünglichen Entwickler können von eventuellen Verbesserungen und Erweiterungen nicht profitieren, die Anwender die Software nicht an ihre Bedürfnisse anpassen.
Die vor wenigen Tagen veröffentlichte Affero Public License (AGPL) schließt diese Lücke. Sie verlangt von dem Betreiber eines Web-Dienstes auf einem öffentlich zugänglichen Server, die Quelltexte offenzulegen, sofern es sich dabei um eine modifizierte GPL-Software handelt.
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