Na also, Ikea, geht doch!

Das Möbelhaus reagierte ziemlich verspannt darauf, dass ein begeisterter Fan mit ihrer Ikeahackers-Webseite Geld verdient. Ikea drohte erst mit Abmahnung, lenkt aber wohl Dank des Streisand-Effekts wieder ein.

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Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Das Möbelhaus reagierte ziemlich verspannt darauf, dass ein begeisterter Fan mit ihrer Ikeahackers-Webseite Geld verdient. Ikea drohte erst mit Abmahnung, lenkt aber wohl Dank des Streisand-Effekts wieder ein.

Letzte Woche wogte viel Empörung durch das Internet, als Ikea die in Malaysia lebende Bloggerin Jules Yap für ihre Webseite Ikeahackers.net abmahnte. Genauer gesagt dafür, dass sie seit einiger Zeit mit Werbung auf der Homepage Geld verdient. Das ist eine Plattform, auf der Fans pfiffige Neukreationen aus Ikea-Möbeln inklusive Bauanleitung vorstellen können. Auch Technology Review hatte im Do-it-yourself-Fokus (Heft 8/2013, S.71) darüber berichtet, „wie sich die Möbelsets auch ganz anders als vorgesehen zusammenbauen lassen. Sogar Hybrid-Spezies aus verschiedenen Produkten und mit gänzlich artfremden Bausteinen aufgewertete Möbel finden sich da.“

Die Seite existiert seit 2006, Ikeas US-Zweig betreibt eine Pinterest-Seite mit den DIY-Lösungen und sein schwedisches Online-Magazin "Livet Hemma" hat sogar über sie geschrieben. Doch anstatt das alles weiterhin als kostenlose Werbung zu sehen, schwang Ikea vor ein paar Monaten erstmal die Abmahnungskeule: Yap ziehe kommerziellen Vorteil aus der Marke, das sei rechtlich nicht in Ordnung. Zuerst versuchte das Möbelhaus sie zur freiwilligen Aufgabe der Domain zu bewegen, wie Yap in ihrem Blog berichtet. Für den Fall, dass sie sich weigerte, drohte das Möbelhaus rechtliche Schritte an. Es fürchtete wohl auch, dass Kunden annehmen könnten, ihre Webseite sei mit der des Möbelkonzerns verbandelt, sagte die Bloggerin in einem Interview mit der Süddeutschen.

Wenn das mal nicht den Streisand-Effekt zur Folge hat, dachte ich kopfschüttelnd. Und genau so kam es auch. Ikeas Empörung sorgte für jede Menge negative Publicity, ähnlich wie Barbara Streisands Klage gegen einen Fotografen, der die Küste Kaliforniens abgelichtet und ins Internet gestellt hatte. Die Sängerin und Schauspielerin sah ihre Persönlichkeitsrechte verletzt, weil auch ihr Anwesen zu sehen gewesen sei. Doch leider sorgte die Klage erst recht dafür, dass nun jedermann Ausschau nach ihrem Haus hielt.

Insofern hätte Ikea wunderbar vorhersehen können, welche Art Aufmerksamkeit die Abmahnung nach sich ziehen würde. Hatten die Schweden ernsthaft damit gerechnet, dass Yap damit nicht an die Öffentlichkeit geht? Mag ja sein, dass die begeisterte Anhängerin – ihr Vorname Jules ist ein Pseudonym und eine Hommage an den gleichnamigen Ikea-Stuhl – wohl aus Unkenntnis nicht ganz korrekt handelte. Nur weil die Seite so erfolgreich lief, dass ihre Freizeit nicht mehr für ihre Pflege ausreichte und auch einiges kostete, hatte sich Yap entschlossen, Werbung zu verkaufen.

Und vermutlich stieß Ikea sauer auf, dass andere Möbelläden Werbung auf der Ikeahackers-Seite schalteten. So weit, so verständlich. Aber wo blieb das Fingerspitzengefühl, warum redete Ikea nicht erstmal mit ihr? Man hätte sie fragen können, ob sie nicht auf die Verwendung des offiziellen Ikea-Logos verzichten, andere Farben oder einen anderen Domainnamen benutzen könnte. Andere Fans hatten da schon gute Vorschläge, etwa „Swedish Furniture Hacks“. Da weiß auch jeder, wer gemeint ist. Meine (Schnellschuss- und nicht ganz ernst gemeinte) Idee wäre: „Home of köttbullar“-Hacks. Ikea hätte Yap sogar ganz offiziell an Bord holen können – schon allein dafür, dass sie etwas aufgezogen hat, das dem „Swedish Furniture“-Hersteller selbst hätte einfallen können. Selbst Banken und andere Unternehmen, die im echten Wortsinn gehackt wurden, bieten den auf Abwege geratenen Programmierern oft genug einen Job an.

Doch inzwischen scheint das Möbelhaus gemerkt zu haben, dass es über das Ziel hinaus geschossen ist. Es erklärte sich gegenüber Yahoo Homes und meldete sich bei Yap, die schon die Umbenennung der Domain vorbereitete, und bot ihr Gespräche an. Man bedauere die Situation mit Ikeahackers außerordentlich und habe die Webseite nie stoppen wollen. Na also, Ikea, geht doch. Weltweit warten Fans und Jules Yap gespannt darauf, wie Ihr die Situation gütlich löst. (vsz)