Google will in Millionen teures Seekabel investieren

Verantwortlich für Googles Investitionsabsichten in die Kabeltechnik, ist Fachleuten zufolge ein Schwenk großer IT-Firmen. Die wickeln ihren internen Datenaustausch zunehmend über geschlossene Netze ab.

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Von
  • Ralph Hülsenbusch

Wie das Wall Street Journal berichtet, hat Google die Absicht, in ein Millionen US-Dollar teures Tiefseekabel durch den Pazifik zu investieren. Das unterstreiche den Trend, dass Firmen wie Google und Facebook, die mit dem Web groß geworden sind, inzwischen auch für den Löwenanteil des Wachstums außerhalb davon verantwortlich sind. Diese Umorientierung gebe den Unternehmen nun mehr Kontrolle über die Qualität und die Bevorzugung ihrer Datenübertragung.

Der Suchmaschinengigant könnte einen eigenen Teil des geplanten Seekabels verwenden, um seine Rechenzentren in Oregon und anderswo mit denen in Japan zu verbinden. 2010 hatte Google bereits in ein 300 Millionen US-Dollar teures Tiefseekabel investiert, dessen Vorbereitung bereits 2008 begonnen hatte.

Zwischen den Kontinenten spannen sich ganze Bündel von Seekabeln, die zum Teil für nicht öffentliche Netze genutzt werden.

(Bild: Google Maps, www.cablemap.info)

Bei Telefongesellschaften ­ist es üblich, Unterwasserkabel, in denen mehrere Glasfaserleitungen gebündelt sind, gemeinsam zu nutzen. Die Firmen teilen sich die Kosten für das Verlegen, was sich über mehr als ein Jahr hinziehen kann.

Laut einer Studie der Marktforscher bei TeleGeography verbrauchen Internetunternehmen, Banken und Forschungseinrichtungen ein Viertel der weltweiten Übertragungsleistung, um ihre internen Daten über private Netze statt über das öffentlichen Internet zu übertragen. In speziellen Korridoren wie dem über den Atlantik gehen sogar 40 % des Datenverkehrs auf das Konto solcher Unternehmen.

Die nicht öffentlichen Netze nutzen Unternehmen oft, um dort Daten zu transportieren, die Anwender irgendwann später im Internet zu sehen bekommen. Das gibt Firmen einen Vorsprung gegenüber Konkurrenten, die große Summen ausgeben müssten, um denselben Vorteil im öffentlichen Netz zu erreichen.

„Dies ist fast schon ein Wettrüsten“, meint Yousef Khalidi, der als leitender Ingenieur bei Microsoft mit der Verwaltung des Firmennetzes betraut ist. „Man muss eine Menge in Hardware investieren, um im Geschäft zu bleiben.“ Das schließe Hunderttausende Server, eine wachsende Zahl von Warenhäusern und zig Kilometer von Datenleitungen für die Verbindungen untereinander ein. Bei Microsoft zum Beispiel liegen die Investitionen ins Netzwerk bei fast einem Fünftel der Investitionen, so Khalidi, der größte Teil würde allein in die interne Verkabelung der Rechenzentren fließen.

Einem White Paper aus dem Jahr 2013 zufolge hat Google den größten Teil seiner Bandbreite für das hauseigene B4-Netz reserviert. Darüber transportiert das Unternehmen E-Mails, YouTube-Videos und anderes zwischen seinen gut ein Dutzend Datenzentren. Das mehr als drei Jahre alte Netz muss mehr Datenverkehr verkraften als Googles öffentliches, über das es die Suchergebnisse und YouTube-Videos ins Internet sendet.

Kapitalkräfte Web-Unternehmen füllen eine Lücke, die Telko-Unternehmen haben entstehen lassen, indem sie zu wenig Geld in neue Backbones oder den Ausbau ihrer Netzstruktur gesteckt haben. (rh)