US-Untersuchungen zur Netz-Verstopfung: Netflix im Brennpunkt

Datenaustauschpunkte zwischen großen US-Providern haben vor allem am Verkehr des Streaming- und Videodienstes Netflix zu knabbern, hat der Internetpionier David Clark in einer Studie herausgefunden.

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In den USA gibt es wenig Anzeichen für weitreichende Engpässe im Internet, hat der Netzpionier David Clark ausgemacht. Bandbreitenprobleme gebe es allenfalls an Knoten zum Austausch von Datenpaketen zwischen Inhalte- und Zugangsanbietern sowie weiteren Netzwerken, berichtete der Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) laut US-Medienberichten auf einer Internetkonferenz in Washington. An solchen "Peering"-Punkten sorge vor allem der Videodienst Netflix für massive Staus: Teils käme es mit dessen Datenpaketen zu 18-stündigen Verstopfungen pro Tag.

In umstrittenen Vereinbarungen bezahlt Netflix bereits große US-Provider wie Comcast oder Verizon für ein besseres Peering über gesonderte Datenleitungen. Noch greifen diese ausgedehnten Zusammenschaltungen aber nicht immer und es gibt Streit zwischen den Vertragspartnern: Der Videoanbieter wirft insbesondere Verizon vor, nicht genügend Bandbreite zur Verfügung zu stellen. Die Telekommunikationsfirma geht dagegen davon aus, dass Netflix eine unzureichende Verbindung zu ihrem Netz ausgewählt hat.

Clark, der während seiner Zeit beim Internet Architecture Board (IAB) beziehungsweise dessen Voreinrichtung den Slogan vom "groben Konsens und laufenden Code" als Regulierungsvorgabe fürs Netz ausgab, hat zusammen mit seinem Team für die noch laufende Studie zunächst vier große Zugangsanbieter an einigen Tagen im Januar und April untersucht. Den vorläufigen Resultaten zufolge hat die Übereinkunft zwischen Netflix und Comcast die hauptsächlichen Verstopfungen zwischen zumindest diesen beiden Kooperationspartnern bereits abgemildert.

Abgesehen davon sind laut Clark pro Provider zwei oder drei kleinere Staus in den Datenleitungen festzustellen gewesen. Sie hätten sich durchschnittlich auf eine oder zwei Stunden täglich erstreckt. Diese Engpässe ergäben sich vor allem an vergleichsweise teuren Verbindungen wie Unterseekabeln und ihren Anknüpfungspunkten zum Festland.

Die Federal Communications Commission (FCC), die derzeit die Peering-Verträge zwischen Inhaltelieferanten und Zugangsanbietern auch unter dem Aspekt der Netzneutralität prüft, hat parallel im Rahmen ihrer Messung der erreichten Geschwindigkeiten von Providern eigene Angaben zu Online-Staus gemacht. Auch die US-Regulierungsbehörde verweist auf verstopfte Leitungen an Austauschpunkten im Netzwerk, die aber keine Einflüsse auf die Bandbreitenmessungen gehabt hätten. Während der Tests habe man "einige ernsthaften Überlastungen" an Peering-Punkten festgestellt, erklärte ein FCC-Vertreter. Man könne aber noch keine Schlussfolgerungen daraus ziehen, da die Datenanalyse noch nicht so weit fortgeschritten sei.

Laut den Bandbreitentests des Regulierers für Up- und Download-Geschwindigkeiten und deren Qualität über einen längeren Zeitraum hinweg punkten in den USA vor allem Kabel- und Glasfaserbetreiber. Bei diesen beiden Gattungen sei es am wahrscheinlichsten, dass die versprochenen Service-Daten auch eingehalten werden, erläutert die FCC. DSL-Anbieter schnitten dagegen schlechter ab. (keh)