Atom, Celeron oder Atom-Celeron?
Das war ja zu erwarten: Mit Shuttle meldet nun ein erster PC-Hersteller den "Wechsel vom Intel Atom zum (...) Celeron", doch drin steckt weiterhin Atom-Technik.
(Bild:Â Shuttle)
Ich hatte die Verwirrung schon befürchtet, seit Intel sich dazu entschieden hat, "Bay Trail"-Prozessoren mit den Silvermont-Prozessorkernen der Atom-Familie auch als Celeron und Pentiums zu verkaufen: Nun sind völlig unterschiedliche Celeron-Typen im Markt, deren Leistungsfähigkeit kaum jemand unmittelbar einschätzen kann. Bisher steckten in den Celerons zwar auch stark abgespeckte, um nicht zu sagen: kastrierte Prozessorkerne im Vergleich zu den potenteren Verwandten, seien es nun Pentium III, Pentium 4, Core, Core 2 oder Core i. Doch immerhin lieferten die Celerons grob ähnliche Performance ihrer jeweils aktuellen Verwandten, wenn man die Anzahl der CPU-Kerne und deren Taktfrequenz in die Schätzung einbezog.
In den Bay-Trail-Celerons, die Intel etwa als Celeron N2820 (Bay Trail-M, Mobil, Dual-Core) und Celeron J1900 (Bay Trail-D, Desktop, Quad-Core) verkauft, steckt nun aber eben Atom-Technik, während im 35-Euro-Prozessor Celeron G1840 oder dem Ultrabook-Billigheimer Celeron 2957U Haswell-Kerne arbeiten. Letztere liefern bei gleicher Taktfrequenz viel höhere Single-Thread-Performance als ein Silvermont-Kern. Und gerade bei der Arbeit mit älterer Software, mit LibreOffice oder mit JavaScript im Webbrowser spielt Single-Thread-Performance eine große Rolle.
Die Atom-Celerons haben durchaus Vorteile: Sie schlucken unter Last deutlich weniger Leistung als selbst ein 15-Watt-Chip wie der erwähnte Celeron 2957U und sind billiger. Folglich eignen sich sich für lüfterlose und bezahlbare Mini-Rechner wie den neuen Shuttle XS35v4 oder den NUC DN2820FYKH (mit Lüfter). Aber als Käufer sollte man wissen, dass die Single-Thread-Performance eines solchen Celeron N2820 oder J1900 deutlich niedriger liegt als bei einem sieben Jahre alten Core 2 Duo E6750. Der Celeron G1840 hingegen bringt im Cinebench R11.5 rund 60 Prozent mehr Wumms als der Core-2-Methusalem. Daher haben wir seinen Vorgänger G1820 ja auch in unseren 300-Euro-PC mit SSD gepackt.
Mit diesem Namens-Wirrwar tut sich Intel keinen Gefallen – aber AMD auch nicht: Wem ist geholfen, wenn ein 4,5-Watt-Prozessörchen für Tablets "A10 Micro" heißt, also ganz ähnlich wie ein 95-Watt-Brocken für Desktop-PCs? (ciw)