EU-Kommission setzt auf "Wissenschaft 2.0"

Wissenschaft im vernetzten Zeitalter sei geprägt durch einen stärkeren Austausch von Erkenntnissen, den Einbezug vieler Beteiligter und enorme Datenmengen, erklärte EU-Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

"Mehr Teilen", "mehr Leute" und "mehr Daten" ­ mit diesen Stichpunkten hat EU-Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn ihre Vorstellung von "Wissenschaft 2.0" auf einen Nenner gebracht. "Das Internet und digitale Technologien verändern die Art und Weise, wie geforscht wird", betonte Geoghegan-Quinn in ihrer Rede am Dienstag auf dem EuroScience Open Forum (ESOF) in Kopenhagen. Dies starte beim Erheben von Informationen, gehe weiter über die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und ende bei den Publikationsformen von Forschungsergebnissen.

Es würden nicht nur immer mehr Studien produziert, sondern diese auch immer rascher veröffentlicht und neu bewertet, erläuterte die Kommissarin ihre These. Der freie Zugang zu wissenschaftlichen Papieren übers Internet gemäß dem Open-Access-Prinzip habe sich etabliert, die Kommission dränge nun auch auf eine Öffnung primärer Forschungsdaten. Man verfolge dabei einen ausgeglichenen Ansatz, um die Privatsphäre Betroffener oder auch die Rechte an immateriellen Gütern der Wissenschaftler zu schützen.

Dazu kommen nach Ansicht Geoghegan-Quinns neue Reputations- und Bewertungssysteme für wissenschaftliche Artikel. Online-Plattformen wie Research Gate oder Altmetric bezögen etwa bereits deren Widerhall in sozialen Medien in ihre Faktoren zum Abschätzen der Wirkung von Forschungsergebnissen mit ein.

Parallel bewege sich das Bildungssystem auf eine "Republik des Wissens" zu, meinte die Kommissarin. Immer mehr junge Menschen studierten, der Ausstoß an Forschungspapieren wachse exponenziell. Neue Finanzierungsmethoden für Untersuchungen würden per Crowdfunding erschlossen, Beteiligte kommunizierten immer mehr mit der Öffentlichkeit über Blogs und soziale Netzwerke. Wissenschaft 2.0 habe so das Potenzial, die Öffentlichkeit in den Forschungsprozess zu integrieren.

Als "Wachstumsmotor" bezeichnete Geoghegan-Quinn "Big und Open Data". Große wirtschaftliche Möglichkeiten durch Produktivitätsgewinne eröffneten dabei neue Verfahren zum Schürfen in Texten und Informationsbeständen. Urheberrechtliche Erleichterungen fürs "Text und Data Mining" will die Kommission aber zunächst nur prüfen. Geoghegan-Quinn kündigte eine baldige Konsultation zu dem gesamten Themenkomplex an. (axk)