Avira Antivirus: "Gleicher Schutz für alle!"

Avira will die Schutzfunktionen seiner Gratis-Antivirensuite künftig nicht mehr abspecken. Umsatz soll über zusätzliche Funktionen und besseren Support reinkommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 123 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan Schüßler

Die Avira GmbH will künftig all ihren Kunden das gleiche Malware-Schutzniveau bieten – egal, ob sie die kostenlose Ausgabe oder die Kaufversion der Antivirensoftware nutzen. Im Gespräch mit heise Security erklärte Philipp Wolf, Vice President Protection Labs bei Avira: "Wir sind überzeugt, dass Avira Free Antivirus wieder die beste kostenlose Antivirensoftware wird".

Avira lässt bereits seit März auch seine Free-Kunden die Avira Protection Cloud nutzen – den Cloud-Dienst, der auch bislang unbekannte Malware zu erkennen versucht. Die Strategie, den Free-Kunden den gleichen Schutz vor Malware zu geben wie den zahlenden, ist bei Avira relativ neu: In der Vergangenheit war das Unternehmen mitunter starker Kritik ausgesetzt, weil der Schutz beim kostenlosen Produkt künstlich eingeschränkt wurde. So war zum Beispiel zeitweise das Intervall für automatische Signatur-Updates in der kostenlosen Produktversion auf ein Update pro Tag begrenzt – angesichts der Schnelligkeit, mit der moderne Malware sich morpht und ständig angepasste Signaturen erfordert, ist solch ein Vorgehen bereits ein K.O.-Kriterium.

Zudem soll der Anteil an Werbung in der kostenlosen Version auf ein Minimum reduziert werden. Auch hier hat Avira schon letztes Jahr angefangen, nachzubessern: Die großflächigen, nervigen Popup-Werbefenster gehören der Vergangenheit an. Viele Nutzer empfanden diese als so lästig, dass sie deswegen auf Produkte von Konkurrenten umgestiegen sind.

Im Vordergrund steht bei Aviras Strategie der "gleichen Sicherheit für alle" nicht nur der Anwender, sondern auch das Ansehen der Marke Avira: Eine hohe Qualität der kostenlosen Produktvariante soll auf die kostenpflichten Versionen abfärben und so langfristig den Umsatz ankurbeln. Das Kaufargument für eine Antivirus-Pro-Lizenz ist künftig dementsprechend nicht mehr ein besserer Schutz gegen Trojaner, Viren & Co., sondern Zusatzfunktionen wie Mechanismen zum Schutz vor andersartigen Bedrohungen – Phishing, Identitätsklau und so weiter. Zudem bekommt die Kaufversion einen besseren Produktsupport.

Ganz uneigennützig dürfte die Stärkung der kostenlosen Avira-Scanner aber nicht sein. Denn der mittlerweile recht wichtige Schutz durch In-the-Cloud-Funktionen funktioniert nur dann zuverlässig, wenn man ausreichend viele installierte Clients hat, die Informationen über aktuelle Gefahren sammeln und nach Hause melden.

So sendet ein Avira-Client, der über ein bislang unbekanntes Programm stolpert, dieses kurzerhand an die Cloud-Server, die es dann nach allen Regeln der Kunst analysieren. Dazu gehört unter anderem auch das Ausführen des Programms in einer speziellen Analyse-Umgebung. Nur wenn der Server danach sein Okay gibt, wird die verdächtige Datei auf dem Client tatsächlich gestartet. Andere Avira-Kunden, die später über das gleiche Programm stolpern, erhalten den Befund direkt ohne Verzögerung. Ähnliche Report-Funktionen haben mittlerweile viele AV-Programme; sie funktionieren umso besser und reibungsloser, je mehr Clients sich daran beteiligen. (jss)