Russlands Online-Markt hat Zukunft
Von den 146 Millionen Einwohnern Russlands nutzen bislang nur knapp 2 Millionen das Internet – aber immer mehr Investoren interessieren sich fürs russische Online-Business.
In Russland ist erstmals eine Online-Zeitung an eine Investorengruppe verkauft worden. Die von den Gesellschaften "Russische Fonds" und Orion Capital Advisors gegründete Internet Holding Company (IHC) kaufte den Hauptanteil der Aktien für die russische News-Site "Lenta.ru". Ziel der IHC seien verschiedene Investitionen ins russische Internet – so Michail Chanow, Vizepräsident von "Russische Fonds", gegenüber c't. Bereits im Januar dieses Jahres hat die Holding-Gesellschaft Russlands größte Suchmaschine Rambler erworben. Basierend auf Rambler soll jetzt das erste Internet-Portal des Landes mit vollem Serviceumfang, wie eMail-Dienst, Unterhaltung, Online-Shopping und News-Rubriken, entstehen.
"Wir haben uns für den Kauf von Lenta.ru entschieden, weil Lenta.ru die bekannteste News-Seite Russlands ist", teilte Chanow mit. Lenta.ru betrachtet den Verkauf eher als eine strategische Partnerschaft. "Durch die Zusammenarbeit mit Rambler haben wir die Möglichkeit, die Zahl unserer Webseiten-Besucher mindestens zu verdoppeln", ist sich Anton Noßik, Chefredakteur der Online-Zeitung, sicher. Einzelheiten zu dem Verkauf sollen am 27. März veröffentlicht werden.
Der Kauf von Lenta.ru ist das jüngste Ereignis in einer Serie von Verkaufsverhandlungen, mit denen sich sowohl ausländische als auch russische Investoren ein Stück des russischen Internets sichern wollen. Berichten zufolge hat eine andere Holding-Gesellschaft für etwa drei Millionen US-Dollar bereits Anfang des Monats Ozon, Russlands größten Online-Shop für Bücher und Musik, erworben. Diese Holding haben der Investor Baring Vostok Capital Partners und die Moskauer United Financial Group gegründet.
Noch steht das Internet in Russland am Anfang seiner Entwicklung. Von den 146 Millionen Einwohnern Russlands nutzen gerade mal 2 Millionen das Netz. Das Surfen wird bislang noch immer durch unterentwickelte Infrastruktur, schlechte Leitungen, unsichere Bankensysteme und die willkürliche Bürokratie des Landes behindert. Nur wenige Internet-Anbieter können derzeit nennenswerte Gewinne verbuchen. Im vergangenen Jahr betrugen die Ausgaben für den Bereich der Internet-Werbung, eine Haupteinnahmequelle für russische Online-Dienstleister, rund eine Million US-Dollar. Im Vergleich dazu lag die entsprechende Summe in den USA bei etwa 2,8 Milliarden Dollar. Allerdings lassen sich die Investoren von diesen Zahlen nicht abschrecken. Sie sind sich sicher, dass Russland der Online-Markt der Zukunft wird. (bid)