Exowelten: Öffentlichkeit soll Dutzende Exoplaneten taufen

Wegen des großen Interesses der Öffentlichkeit an Exoplaneten sollen nun Menschen aus aller Welt Dutzenden Exoplaneten Namen geben. Das Vorschlagsrecht soll aber bei astronomischen oder astronomie-nahen Organisationen liegen.

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Die Internationale Astronomische Union (International Astronomical Union, IAU) überlässt es der Öffentlichkeit, Dutzende Exoplaneten zu benennen. Wie die Vereinigung von Astronomen nun erklärte, reagiere man damit auf das wachsende öffentliche Interesse, an den Entdeckungen im Weltall teilzuhaben. Bald soll ein monatelanges Verfahren beginnen, in dem Organisationen mit nachgewiesenem Interesse an Astronomie Namensvorschläge einreichen können, über die dann Internetnutzer aus aller Welt abstimmen können. Insgesamt sollen Dutzende Exoplaneten aus einer Liste von 305 Himmelskörpern – deren Bezeichnungen bislang größtenteils aus Nummern bestehen – einen richtigen Namen bekommen.

Künstlerische Darstellung von PSR 1257 12, einer der "namenlosen" Exowelten

(Bild: NASA)

Die IAU stellt 305 "gut beschriebene" Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zur Wahl, die vor dem 31. Dezember 2008 entdeckt wurden. Später entdeckte Exoplaneten müssten oft noch bestätigt werden oder seien nur unzureichend beschrieben. Die nun von einer Arbeitsgruppe ausgewählte Liste umfasst Himmelskörper in 260 Sternsystemen. In denen kreisen jeweils zwischen einem und fünf Exoplaneten. Die Systeme insgesamt nennt die Organisation Exowelten und stellt auf NameExoWorlds.org das Prozedere zur Namensgebung vor.

Ab September sollen sich auf dieser Internetseite öffentliche astronomische Einrichtungen, wie Planetarien, Wissenschaftszentren, Astronomie-Vereine sowie gemeinnützige Organisationen mit nachgewiesenem astronomischen Interesse anmelden können. Die wiederum können ab Oktober darüber abstimmen, welchen 20 bis 30 Exowelten Namen spendiert werden sollen. Danach dürfen sie für jeweils eine dieser Welten Vorschläge einreichen – für den Stern und seine Exoplaneten – und dann soll die Öffentlichkeit abstimmen, welche es denn werden sollen. Teilnehmende Organisationen dürfen ihr Vorschlagsrecht nicht verkaufen. Bei der IAU geht man davon aus, dass die Gewinner die kulturelle Vielfalt auf allen Kontinenten widerspiegeln wird.

Auch OGLE-05-390L b könnte einen Namen vertragen (künstlerische Darstellung).

(Bild: NASA)

Für die Namensvorschläge selbst formuliert die Organisation auch einige Regeln. So dürfen die Namen aus nicht mehr als 16 Zeichen bestehen, "möglichst" in einem Wort. Sie sollen zumindest "in einer Sprache" auszusprechen und nicht anstößig sein, das wohl in keiner Sprache. Außerdem dürften die Namen bereits zugewiesenen Bezeichnungen nicht zu ähnlich sein. Darüber hinaus sind Namen von Haustieren, Bezeichnungen vorwiegend oder ausschließlich kommerzieller Natur sowie Namen lebender Personen und urheberrechtlich geschützte Begriffe tabu. Auch nicht erlaubt sind Namen von Personen, Plätzen oder Ereignissen, die "vor allem für politische, militärische oder religiöse Aktivitäten bekannt sind".

Vier der zur Wahl stehenden Systeme bestehen um Sterne, die bereits einen anerkannten Eigennamen haben. In diesem Fall dürfen also nur die Exoplaneten, aber nicht die Sterne selbst benannt werden. Es handelt sich dabei um Fomalhaut, Pollux, Errei und Edasich. Genau wie all die anderen Sterne und Exoplaneten haben die vier aber wissenschaftliche Namen, die nach festgelegten Regeln bestimmt wurden. Diese Bezeichnungen werden auch nach Ende des Namensgebungsprozesses im August 2015 gültig bleiben.

Exoplaneten (19 Bilder)

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Die bislang erdähnlichsten Exoplaneten – bestätigt und unbestätigt (*) – in einer habitablen Zone.
(Bild: PHL @ UPR Arecibo)

Während die IAU mit dieser Kampagne die Exoplaneten stärker im öffentlichen Bewusstsein verankern will, haben Wissenschaftler einen äußerst interessanten Exoplaneten aus den Listen entfernt. Wie sie im Magazin Science erklärten, seien Sonnenflecken für Messergebnisse verantwortlich, die eine Bewegung des Sterns Gliese 581 und damit einen möglichen Exoplaneten suggeriert hätten. Der vermeintliche Himmelskörper, der in der habitablen Zone des Sterns entdeckt worden war, existiere nicht. Nun geht man von drei Exoplaneten in dem System aus, aber keinem mehr, auf dem erdähnliches Leben möglich wäre. Gliese 581 c hatte auch viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, gleicht aber wohl eher der lebensfeindlichen Venus. (mho)