Windenergie: Offshore oder Onshore?

In einem Streitgespräch für Technology Review trifft Offshore-Gegner Matthias Willenbacher vom Windprojektentwickler Juwi auf Andreas Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie.

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Wo sind Windkraftwerke besser aufgehoben, offshore oder onshore? Darüber sprechen die beiden Ökoenergieexperten Matthias Willenbacher und Andreas Wagner in einem Streitgespräch bei Technology Review, das nun auch online nachzulesen ist. Willenbacher hat Physik studiert und 1996 zusammen mit Fred Jung die Firma Juwi gegründet, heute einer der führenden deutschen Projektentwickler für erneuerbare Energien. Wagner wiederum war acht Jahre lang beim Windanlagenhersteller General Electric tätig, bevor er 2008 Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie wurde. Die Stiftung wurde 2005 auf Initiative des Bundesumweltministeriums gegründet.

Offshore-Windkraftanlage.

Willenbachers Haltung: Es ist möglich, auch an Land genügend Windstrom herzustellen – und zwar günstiger. Wagner sieht das anders: "Bei Offshore werden wir in den nächsten Jahren erhebliche Kostensenkungen sehen, so wie bei jeder neuen Technologie, die noch nicht ausgereizt ist. Vor zehn Jahren bekam die Photovoltaik noch 50 Cent Einspeisevergütung pro Kilowattstunde." Die Offshore-Windenergie hat heute schon Stromgestehungskosten um die zwölf Cent.

Wagner glaubt zudem, dass ohne Offshore die Energiewende nicht zu schaffen sei. "Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES sagt, dass Onshore-Windenergie maximal fünfzig Prozent der Stromversorgung 2050 bereitstellen kann. Im Schnitt haben Windkraftanlagen an Land deutlich unter 2000 Volllaststunden. Selbst wohlmeinende Studien sagen, dass man onshore auch in einigen Jahrzehnten nicht viel mehr als 2500 Volllaststunden erzielen wird." Bei Offshore habe man heute schon 4500 Stunden. Offshore könne also gut ein Viertel bis zu einem Drittel des Strombedarfs im Jahr 2050 liefern.

Willenbacher glaubt dagegen, dass auch an Land mehr Volllaststunden erzielt werden könnten. "Dafür muss der Rotor relativ groß oder der Generator relativ klein gewählt werden. Dadurch verliere ich in sehr windigen Zeiten natürlich Energie. Aber dafür erreiche ich genau dieselbe Stetigkeit wie Offshore und kann die Energie sogar noch besser räumlich verteilen."

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(bsc)