NSA-Skandal: GCHQ verfälscht Daten im Netz

Der britische GCHQ erklärt intern, Online-Umfragen manipulieren und den Traffic auf Internetseiten verfälschen zu können. Anhand einer Liste eigener Tools wird einmal mehr deutlich, wie westliche Dienste das Internet kontrollieren wollen.

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Der britische Geheimdienst GCHQ kann Daten im Internet manipulieren und etwa Online-Umfagen verfälschen oder nicht genehme Videos zensieren. Das berichtet Glenn Greenwald auf The Intercept unter Berufung auf weitere Dokumente des Whistleblowers Edward Snowden. Auf einer Liste, die auch online gestellt wurde, finden sich demnach verschiedenste Werkzeuge der Briten und eine kurze Beschreibung ihrer Fähigkeiten. Das ermöglicht einen Blick auf jene Tools des GCHQ, mit denen der Dienst im Internet, aber etwa auch im Mobilfunk täuschen kann und dies wohl auch tut.

Welche Online-Umfragen der GCHQ wohl gefälscht hat?

(Bild: dpa, Tim Brakemeier/Archiv)

Über der Auflistung steht, dass viele der Werkzeuge "auf Anfrage" entwickelt wurden, es ist also davon auszugehen, dass sie bereits eingesetzt wurden. Es findet sich etwa das Tool Underpass, mit dem das Ergebnis von Online-Umfragen verändert werden könne. Silverlord wiederum ermögliche es, gezielt "extremistische Inhalte" auf Videoportalen zu entfernen. Ein anderes aufgeführtes Werkzeug – Slipstream – kann demnach die Page Views auf Internetseiten steigern – ein anderes den Traffic (Gateway). Weiterhin können gezielte Denial-of-Service-Angriffe gegen die Webserver einer Zielperson ausgeführt werden (Predators Face), auch Distributed Denial-of-Service-Attacken (DDoS) sind möglich (Rolling Thunder).

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Die Fähigkeiten richten sich aber nicht nur gegen Daten oder Inhalte im Netz, sondern auch gegen Dienste möglicher Zielpersonen. So können etwa zwei Telefone miteinander in einem Gespräch verbunden werden (Imperial Barge). Die Möglichkeit, E-Mails zu senden oder zu empfangen kann ebenso unterbunden werden, wie die Möglichkeit Inhalte im Netz anzusehen (Sunblock). Zur Unterstützung einer "Informationskampagne" können demnach auch massenhaft SMS und E-Mails versendet werden. Auch die Kommunikation auf Skype kann überwacht werden (Miniature Hero).

Alles in allem sind die aufgeführten Tools und Fähigkeiten des GCHQ angesichts der seit Monaten anhaltenden Enthüllungen über die Aktivitäten westlicher Geheimdienste nicht überraschend. Einige waren auch bereits erwähnt worden. Die Liste unterstreicht jedoch eindringlich, dass der britische Geheimdienst offensichtlich alles unternimmt, was technisch möglich ist. Und wenn etwas nicht in der Liste stehe, heiße das nicht, "dass wir es nicht bauen können", wie in dem GCHQ-Dokument geschrieben steht. Grenzen oder Hemmungen scheint es nicht zu geben und dass die Kontrolle wirklich funktioniert beziehungsweise die Rechte der Überwachten geachtet werden, daran gibt es inzwischen erhebliche Zweifel.

Die neue Enthüllung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem in Großbritannien gerade im Eilverfahren ein neues Überwachungsgesetz durch das Parlament gebracht wird. Damit soll im Prinzip die vom EuGH gekippte Vorratsdatenspeicherung und damit ein Teil der umfangreichen Überwachung beibehalten werde. Edward Snowden hatte das gegenüber dem Guardian scharf kritisiert. (mho)