NSA-Skandal: Chaos Computer Club will Strafanzeige gegen Bundesregierung erweitern

Weil seine IP-Adresse 193.23.244.244 in einem der NSA zugeschriebenen Quellcode-Fetzel aufgetaucht ist, will der Chaos Computer Club seine Strafanzeige gegen die Bundesregierung und Geheimdienste erweitern.

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Von
  • Detlef Borchers

Der Chaos Computer Club (CCC) will die von ihm im Februar mitgetragene Strafanzeige gegen die Bundesregierung und Geheimdienste erweitern. Als Grund führen die Hacker an, dass eine IP-Adresse des Clubs in einem der NSA zugeschriebenen Quellcode an einer Stelle auftaucht, an der nach ausländischen Tor-Servern in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Österreich gesucht wird.

Der CCC fordert mit der erweiterten Anzeige, dass "die verbotene geheimdienstliche Agententätigkeit gegen den CCC und alle betroffenen Nutzer des Anonymisierungsnetzwerks Tor" geahndet wird.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Die Erweiterung der Strafanzeige geht offenbar auf diesen Suchmuster-Codeschnippsel zurück:

// START_DEFINITION /* Global Variable for Tor foreign directory servers. Searching for potential Tor clients connecting to the Tor foreign directory servers on ports 80 and 443. */

$tor_foreign_directory_ip = ip('193.23.244.244' or '194.109.206.212' or '86.59.21.38' or '213.115.239.118' or '212.112.245.170') and port ('80' or '443'); // END_DEFINITION

Mit diesem Codeschnippsel sucht die NSA in ihrem Programm Xkeyscore nach ausländischen Tor-Servern. Neben Servern in Schweden, Österreich und den Niederlanden sind die Server eines Nürnberger Studenten und des CCC aufgeführt. Dies wertet der CCC als verbotene geheimdienstliche Agententätigkeit, betont aber auch die Sicherheit vor Tor: "Aus anderen Dokumenten aus dem Snowden-Fundus ist klar geworden, daß auch die NSA derzeit nicht in der Lage ist, Tor großflächig zu deanonymisieren."

Eine Reaktion des zuständigen Generalbundesanwaltes Harald Range steht noch aus. Die NSA hat die Authentizität des veröffentlichten Quellcodes bisher nicht bestätigt. (anw)