Googles Geldberg wächst: Mehr Zukäufe im Ausland geplant

Googles liquide Mittel sind im zweiten Quartal weiter stark angewachsen. Das im Ausland liegende Geld wird auch dort investiert. CBO Nikesh Arora verlässt das Unternehmen.

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Der Googleplex in Mountain View, Kalifornien: Google hat viel Geld im Ausland angehäuft, was aus Steuergründen nicht in die USA zurückgeholt werden soll

(Bild: Jan-Keno Janssen)

Das zweite Quartal des laufenden Jahres hat Google den zweithöchsten Quartalsumsatz und den zweithöchsten Reingewinn der Firmengeschichte gebracht. Samt Motorola Mobile könnte es sogar der höchste Quartalsumsatz geworden sein. Jedenfalls ist Googles Geldberg noch höher geworden. 61,2 Milliarden US-Dollar hat der Datenkonzern auf der hohen Kante. Nach einer groben Schätzung des Google-Finanzchefs Patrick Pichette liegen 60 Prozent davon außerhalb der USA. Google plant damit Zukäufe und andere Investitionen in Europa und der Asien-Pazifik-Region.

Richard Kramer, Finanzanalyst von Arete Research, äußerte in einer Telefonkonferenz mit Google-Managern Donnerstagabend die Sorge, ob der wachsende Auslandsgeldberg überhaupt auf Dauer sinnvoll reinvestieren kann. Eine Überweisung in die USA würde eine zusätzliche Steuerpflicht auslösen, also bleibt das Geld im Ausland. "Wir haben tolle Möglichkeiten außerhalb der USA", antwortete Pichette, "Sie haben eine Reihe von Übernahmen gesehen im letzten Jahr, die wir außerhalb der USA getätigt haben."

Davon sind noch mehr geplant: "Wir haben eigentlich sehr aufregende Pläne für unser internationales Portfolio, sowohl in der Asien-Pazifik-Region als auch in Europa", sagte Pichette, ohne konkret zu werden, "Also ist das eine wirkliche tolle Sache, das Geld offshore zu lassen. Wir haben keinen Mangel an Gelegenheiten (für Zukäufe). Es ist nur eine Frage des Tempos und der Disziplin." Darüber hinaus investiert Google laufend in Datencenter in aller Welt sowie in Liegenschaften.

Und auch das wachsende Heer der Mitarbeiter will besoldet werden. Im zweiten Quartal hat Google 2.200 Googler dazubekommen, teilweise durch Übernahmen. Damit gibt es bei dem Konzern gut 52.000 Arbeitsplätze (Vollzeitäquivalente). Es waren schon einmal mehr: Ende März 2013 wurden fast 54.000 gezählt, davon knapp 10.000 bei Motorola Mobile und 5.170 bei Motorola Home. Letzteres Unternehmen wurde inzwischen an Arris verkauft.

Und auch Motorola Mobile wird alsbald verkauft, was die Zahl der Googler wieder senken wird. Es hatte zuletzt nur noch 3.485 Stellen. Die wahrscheinlich gute Nachricht in Sachen Motorola Mobile ist, dass der Verlust deutlich gesunken ist. Im zweiten Quartal des Vorjahres verlor diese Sparte noch 342 Millionen US-Dollar, diesmal waren es nur noch 68 Millionen. Wie sich der Motorola-Umsatz entwickelt hat geht aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten nicht hervor.

Gemeinsam mit dem Finanzergebnis verlautbarte Google auch eine Personalie: Nikesh Arora, Chief Business Officer, verlässt das Unternehmen. Er heuert beim japanischen Unternehmen SoftBank an, das sich stärker in den USA engagieren möchte. Arora wird dort Vizevorsitzender und übernimmt die Leitung von SoftBank Internet and Media. Arora bedankte sich in der Telefonkonferenz artig "für die erstaunlichen Erfahrungen und die phänomenalen zehn Jahre, die ich (bei Google) hatte."

Omid Kordestani übernimmt vorerst die Funktion des Chief Business Officer. Er war der Erste, der bei Google eine vergleichbare Funktion inne hatte.

(Bild: JD Lasica, CC-BY-SA 2.0 Generic )

Bis auf Weiteres wird Omid Kordestani die Aufgaben Aroras bei Google übernehmen. Der 1963 in Teheran geborene Kordestani war der erste Google-Mitarbeiter, der für Business-Agenden zuständig war. Er war damit auch der erste Chef des Werbegeschäfts, der wichtigsten Geldquelle Googles. "Omid war immer einer meiner engsten Berater, insbesondere seit ich 2011 wieder CEO wurde", schreibt CEO Larry Page auf Google+, "Es gibt nichts, was Omid nicht weiß über Google, unsere Kunden und unsere Partner." In der Telefonkonferenz waren fragen zu dieser bedeutenden Änderung im Konzernmanagement allerdings unerwünscht. (ds)