Sanktionen: Kanadas Zoll will iranisches Videokunst-Objekt zerstören

Ein kanadisches Kunstprojekt über die Situation der Frau im Iran könnte am Zoll scheitern. Der will aufgrund der Sanktionen ein zentrales Element vernichten.

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Sadaf Foroughi, Filmemacherin aus Montreal, möchte die Situation der Frau im Iran einerseits und im Westen andererseits anhand von Videos gegenüberstellen. Doch das droht am kanadischen Zoll (CBSA) zu scheitern. Denn die Zöllner sehen im Import eines Kunstobjekts einen Verstoß gegen Kanadas Sanktionen gegen den Iran und wollen den Gegenstand vernichten. Dies berichtet die Zeitung The Globe and Mail.

Ein Beispiel für einen Shahre Farang.

(Bild: CC-BY-SA 3.0 مانفی)

Foroughi wurde 1976 im Iran geboren und lebt dauerhaft in Kanadas zweitgrößter Stadt Montreal. Zwei Jahre hat sie an ihrem Kunstprojekt gearbeitet. Sie möchte die Videos über die Lage von Frauen im Iran und im Westen nicht einfach an eine Wand werfen. Vielmehr sollen die Laufbilder in der traditionellen persischen Variante eines Guckkastens, einem Shahre Farang, zu sehen sein. Dabei handelt es sich um eine ornamentale Blechkonstruktion mit Gucklöchern. Hineinzuschauen wäre gratis.

Aber als der Shahre Farang am Flughafen Montreal ankam, schritt der Zoll ein. Foroughi sei iranische Staatsbürgerin und unterliege daher den Sanktionen, die Kanada gegen den Iran verhängt hat, soll die Zollbeamtin mitgeteilt haben. Die kanadischen Sanktionen gehen über jene der Vereinten Nationen hinaus. Im- und Export mit dem Iran sind grundsätzlich untersagt. Ausnahmen gibt es für persönliche Gegenstände, Briefe, bestimmtes Informationsmaterial und nichtkommerzielle Pakete.

Ein als Luftfracht eintreffendes Kunstobjekt fällt für den kanadischen Zoll offensichtlich nicht unter die Ausnahmen. Foroughi hat sich hilfesuchend an das kanadische Außenministerium gewandt und einen Anwalt engagiert. Außerdem muss sie täglich 105 kanadische Dollar (gut 72 Euro) Lagergebühr an den Handling Agent zahlen. Doch die Uhr tickt: Nach spätestens 30 Tagen wird der Shahre Farang dem Zoll zur Zerstörung übergeben.

Das Kunstprojekt wurde von einer staatlichen Einrichtung gefördert.

(Bild: Conseil des arts du Canada)

Das Kunstprojekt ist vor der Verschärfung der Sanktionen vom kanadischen Kunstrat gefördert worden. Das ist eine per Bundesgesetz geschaffene Einrichtung der kanadischen Krone. Das Budget des Kunstrats stammt aus Steuermitteln sowie Spenden. (ds)