Chinas Xiaomi schaltet auf Angriff: "Wir sind besser als Apple"

In knapp vier Jahren hat Xiaomi Chinas Smartphone-Markt umgekrempelt. Die Firma verkauft auf dem weltgrößten Markt mehr Geräte als Apple. Nun strebt sie ins Ausland. Deutschland ist noch nicht dabei.

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Von
  • Stephan Scheuer
  • dpa

Chinas Steve Jobs? Der Xiaomi-Chef Lei Jun.

(Bild: Xiaomi)

Xiaomi-Firmengründer Lei Jun ist in seinem Element. In T-Shirt, Jeans und Turnschuhen läuft er auf der Bühne in Peking hin und her. «Wir haben etwas Großartiges geschaffen», schwärmt er vom neuestens Smartphone der chinesischen Firma. Ganz im Stil des Apple-Gründers Steve Jobs tritt Lei Jun betont lässig auf, und lässt sich jede Neuerung mit Jubel seiner Fans in der Halle quittieren.
"Wir sind besser als Apple", legt Lei Jun dann noch nach.

Der charismatische Firmenchef gibt sich angriffslustig. Mit dem rasanten Wachstum seines Unternehmens ist er zum Star unter Chinas Technologieunternehmern aufgestiegen und will Samsung und Apple herausfordern. Bei der Vorstellung in Peking lässt er eine Skizze des iPhone 5s neben Xiaomis neues Smartphone Mi4 projizieren. «Nehmt alle eure iPhones aus der Tasche. Unser Gerät ist grandios verarbeitet und fühlt sich einfach besser als ein iPhone an», behauptet Lei Jun.

Ob das neue Smartphone-Flaggschiff Mi4 auch nach Deutschland kommt, steht noch in den Sternen.

Der bislang in Europa wenig bekannte Smartphone-Hersteller Xiaomi ist eines der am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen der Welt. Alleine im ersten Halbjahr dieses Jahres verkaufte die Firma, deren Name übersetzt Hirse heißt, rund 26 Millionen Smartphones. Das waren ganze 271 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bis zum Ende des Jahres will es Xiaomi auf 60 Millionen verkaufte Geräte bringen. Kommendes Jahr sollen es 100 Millionen werden, kündigte Lei Jun an.

Das Privatunternehmen hat es unter den Smartphone-Herstellern auf dem weltgrößten Handy-Markt in China bereits auf Platz drei geschafft. Mit elf Prozent Marktanteil überholte Xiaomi kürzlich Apple (zehn Prozent), wie das Analyseunternehmen Counterpoint ausrechnete.

Xiaomi verfolgt ein anderes Verkaufsmodell als die internationalen Branchenriesen Apple und Samsung. Die Firma verkauft ihre Produkte fast ausschließlich im Internet. Neue Geräte werden in Kontingenten online angeboten und sind oft innerhalb von Sekunden ausverkauft. "Das lässt das Produkt noch begehrter erscheinen", sagt Jost Wübbeke vom Mercator Institut für China-Studien (Merics). Xiaomi verzichtet weitgehend auf klassische Werbung in Zeitungen, TV oder Radio. Dafür setzt die Firma massiv auf Online-Netzwerke.

Der Stratege hinter Xiaomis internationaler Expansion: Ex-Google-Manager Hugo Barra.

(Bild: Xiaomi)

Der Aufsteiger treibt mit riesigen Schritten seine internationale Expansion voran. Dafür warb die Firma im vergangenen Jahr einen führenden Android-Manager von Google, Hugo Barra, ab. Alleine in diesem Jahr ist Barra der Chefstratege hinter Xiaomis Markteintritt in zehn neuen Ländern, wie Indien, Brasilien, Russland und Türkei.

Aber der Vorstoß stellt Xiaomi vor große Herausforderungen. "Es wird für das Unternehmen wesentlich schwieriger werden, sein Erfolgsmodell von China auf andere Länder zu übertragen", sagt Wübbeke. Beim Markteintritt in den Philippinen lief es dieses Jahr auch noch nicht Rund für Xiaomi. Nur 3000 Geräte wollte die Firma zum Einstieg in wenigen Minuten verkaufen. Am Ende dauerte es mehr als eine Stunde.

Eine weitere Schwierigkeit liegt in Chinas Zensur. Wie andere Technologieunternehmen ringt Xiaomi im Ausland mit dem Image eines willigen Partners von Chinas Zensurbehörden. Der Smartphone-Hersteller vertreibt seine Geräte mit einer angepassten Version von Googles Betriebssystem Android – allerdings komplett ohne Google-Produkte. In China hätten sie ohnehin kaum Nutzen, betont eine Firmensprecherin. Sie werden entweder komplett von den Zensoren blockiert oder gezielt ausgebremst. (axk)