Mitfahr-Vermittlungsdienste wie Uber bedrohen öffentliche Mobilitätsvorsorge

Grantige Taxler

Am 23. Juli hat Hamburg den Mitfahr-Vermittlungsdienst Uber gerichtlich stoppen lassen. Doch der Dienst will nicht klein beigeben. Dauerhaft aufhalten kann ihn wohl nur die Politik. Doch warum sollte sie? Sharing ist doch hip, umweltfreundlich und macht glücklich?!

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Klartext: Neoliberaler Angriff auf die öffentliche Mobilitätsvorsorge 3 Bilder
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Von
  • Florian Pillau
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Hamburg hat den Mitfahr-Vermittlungsdienst UberPop mit einem behördlichen Betätigungsverbot belegt. Uber versucht nun, dieses in einem Eilverfahren vorläufig auszusetzen zu lassen und hat Widerspruch eingelegt. Können Gerichte und Behörden Uber stoppen? Sie sollten es jedenfalls versuchen.

Grantige Taxler – kennt jeder. Und das auch noch zu solchen Preisen! Die vermeintliche Antwort auf dieses Problem kennt Uber, Stichwort Share Economy: Nur freiwillige Fahrten mit hoch motivierten Fahrern in sauberen, schicken Autos, vermittelt über eine Smartphone-App. Das Bewusstsein des Fahrgastes und des Fahrers, eine erfolgreich teilende Gemeinschaft zu bilden, hebt die Laune zusätzlich. Als Avantgarde gemeinsamer Ressourcenschonung lastet man die ohnehin fast immer nur herumstehenden Privatwagen nebenher noch ein bisschen aus. Eine Gewinn-Gewinn-Situation für beide Beteiligte – den Obolus für den Vermittler gibt man gern. Ein fairer Deal. Hinfort mit den mürrischen Mittsechzigern, den tickenden Taxametern und den drögen Droschken in hellelfenbein. Die Standplätze kann man dann auch gleich einsparen und Platz schaffen für neue Fahrspuren, wahlweise natürlich auch Grünflächen oder Radwege. Was für eine schöne, neue Welt.

Avantgarde in kollektiver Gewinn-Gewinn-Situation

Ein fairer Deal? Nein. Leider ist das alles nur schöner Schein. Das knallharte Geschäftsmodell von Uber umgibt sich gern damit, denn Uber ist ein wohlkalkulierter neoliberaler Angriff auf die bewährte Ordnung – mit dem Ziel, seine Fahrer und damit auch deren Fahrgäste von sich abhängig zu machen. Einmal in dieser Falle, könnten einige die Nachteile zu spät erkennen.

Warum, glauben Sie, dass Ubers Milliarden-Kapital überwiegend von Goldman Sachs stammt, genau wie die Honorare seiner Spitzenanwälte? Auch die finanzielle Unterstützung durch Google sollte aufhorchen lassen – der Dienstleister engagiert sich, wo er Macht und Geld wittert, genauso wie die Investmentbanker. Uber wird heute auf 17 Milliarden Dollar geschätzt. 2013 hat man einen Umsatz von 213 Millionen Dollar gemacht – und strebt in ganz andere Dimensionen: Erst Anfang Juni erhielt Uber von Goldman/Google 1,2 Milliarden Dollar Risikokapital. Mit den Möglichkeiten, das Internet quasi anarchistisch an kapitalistischen Interessen vorbei zu nutzen, hat das Ganze also nicht im Geringsten zu tun, der hippe Anschein, es wäre so, ist aber die beste Werbung. Neoliberaler Turbokapitalismus im Gewand der Anarchie? Geht’s noch scheinheiliger?