Clever oder Smart?

Mit einer großen Party begrüßte Daimler den neuen Smart in Berlin. 500 geladene Gäste freuten sich über toll gemachte Waffelschnittchen im Smart-Design. 500 dieser Gäste werden aber keinen neuen Smart kaufen

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Der neue Smart! Der neue Smart! Wie der alte Smart!
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Der neue Smart ist da, der neue Smart ist da! Mit rund 500 geladenen Gästen feierte Daimler dieser Tage die neue Generation ihrer kleinsten Fahrzeuge. "Örben" wurde oft gesagt, manchmal auch "Leifsteil". Ich habe in meinen Feeds viel von der Feier mitbekommen, was darauf hindeutet, dass sie gut war. Über den Smart habe ich weniger mitbekommen. Er wird bestimmt auch ganz okay, aber irgendwie hat weder die lange zum Kleinstwagen erzogene Smart-Freundesliste noch die Neukundschaft positiv auf den neuen Elefantenrollschuh reagiert. Gut sein langt halt nicht. Es muss auch einen Grund zum Kauf geben.

In seinem Fahrbericht des noch mit Tarnfolie beklebten Smart schrieb Stefan Grundhoff, dass Smart mehr Autos verkaufen muss. Ein Analyst von Bernstein Research erklärte den ersten Smart sogar zum verlustreichsten Auto überhaupt. Der neue Smart soll oder muss deshalb von Anfang an profitabel verkaufen. Die Verantwortlichen prophezeien sich selbst deshalb ein "sehr starkes Absatzwachstum". Hm. Ich bin ja froh, wenn positiv gedacht wird statt immer zu jammern, aber woher soll die zum Wachstum nötige Mehrnachfrage denn kommen?

Clever oder Smart? (6 Bilder)

Der neue Smart! Der neue Smart! Wie der alte Smart!

(Bild: Daimler)

Der neue Smart ist nämlich im Grund der alte Smart geblieben. Ja, es gibt technischen Fortschritt, zum Beispiel ein Getrag-Doppelkupplungsgetriebe statt diesem unsäglich lahmen automatisierten Schaltgetriebe. Es gibt neuere Motoren. Das Auto sieht zeitgeistig grimmiger aus, ein bisschen wie ein Mops beim Koten. Aber grundsätzlich geändert hat sich nichts. Die Kritik am Smart war immer, dass er für das, was er bietet, zu teuer sei. Die Freude der Fahrer war immer, dass er so klein ist. Der neue Smart ist immer noch teuer und er ist bei gleicher Länge zehn Zentimeter breiter geworden. Naja.

Mehr Breite erfreut die paar Smart-Interessenten, die selber breit sind. Aber sind die breit Gewachsenen so viel mehr geworden, dass sie das "starke Absatzwachstum" allein stemmen? Eher nicht. Wer sich in Stuttgart schon einmal einen Spiegel in der Heinestraße auf dem Weg zur MO abgefahren hat, wird sich keinen Smart kaufen, weil der breiter geworden ist. Er wird sich nach der zweiten Generation sehnen, die zeitgleich zur schicken Smart-Party in Berlin einen Wertschub erfuhr.