Dickhäuter: Sony Alpha 900

Auch bei Spiegelreflexkameras ist mittlerweile die Auflösungs-Vernunftgrenze überschritten: Die 24,5 Sony-Megapixel liegen schon jenseits dessen, was gemeine Objektive noch abbilden können. Kann die Alpha 900 damit Canons Flaggschiffe überflügeln?

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Von
  • Carsten Meyer
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Auch bei Spiegelreflexkameras ist mittlerweile die Auflösungs-Vernunftgrenze überschritten: Die 24,5 Megapixel der Sony Alpha 900 liegen schon jenseits dessen, was gute Objektive noch abbilden können; lediglich wenige Festbrennweiten und sehr, sehr teure Zooms profitieren noch von der gewaltigen Pixelzahl, die sowohl der Lichtempfindlichkeit als auch der Geschwindigkeit Grenzen setzt. Trotzdem: Mit einem guten Objektiv, etwa der bei Sony erhältlichen Zeiss-Serie, erreicht man hiermit eine Fülle von Bilddetails, die noch vor Kurzem der Mittelformat-Liga vorbehalten war.

Aufgeräumt: Neu bei einer Sony-SLR ist das kleine Statusdisplay, das ISO-Zahl und Bildzähler anzeigt.

Die Ausstattungsliste der von einem robusten Metallchassis geschützten Sony Alpha 900 unterscheidet sich nur marginal von der neuen Canon EOS 5D Mark II – mit zweieinhalb Ausnahmen: Eine Live-View-Funktion (bei ihren kleineren Schwestern Alpha 300 und 350 vorhanden) oder gar eine Video-Funktion bietet die 900er nicht, dafür besitzt sie eine eingebaute Sensor-Shift-Bildstabilisierung, die mit allen Objektiven funktioniert, und als nützliches Detail am Rande ein eingebautes Autofokus-Hilfslicht – Canon und Nikon verzichten bei ihren Profi-Modellen darauf, hier muss ein externer Blitz den Fokus-Aufheller spielen.
Das Gehäuse ist etwas größer und schwerer als das der Canon, liegt aber ebenfalls gut in der Hand; das Bedienkonzept geht auf das bewährte der Dynax-Reihe von Minolta zurück. Neu ist das kleine Statusdisplay auf der Oberseite. Ansonsten gibt sich die Kamera puristischer als die EOS – zum Filmen reicht die (mit 5 Bildern/s angesichts der Datenmenge durchaus respektable) Serienbildrate halt nicht. Der von Sony entwickelte Exmor-CMOS-Sensor arbeitet mit einer spaltenweisen Analog-Digitalwandlung direkt auf dem Chip, was den beiden parallel arbeitenden Bildprozessoren einiges an Arbeit abnimmt.

Mit dem optionalen Batteriegriff erhält man eine zweite Bildstabilisierung - durch Massenträgheit.

Der 9-Punkt-Autofokus mit 10 Hilfsfeldern arbeitet schnell, präzise und bereits mit wenig Licht, die früher klaffende Lücke zu den Topmodellen von Canon und Nikon ist weitgehend geschlossen. Die Messfelder können auf Wunsch die von der Motiverkennung automatisch angewählt werden. Zusätzlich ist der Autofokus mit einer verbesserten Unschärfeerkennung zur Reduktion des Schärfepumpens ausgestattet. Ein spezieller, zentraler Doppelkreuzsensor mit f/2,8-Empfindlichkeit erhöht die Präzision bei Verwendung lichtstarker Objektive. Am ausgesprochen hellen, großen Sucherbild, es deckt ein Sichtfeld von 100 Prozent ab, gibt es ebenfalls nichts auszusetzen; wie bei Profi-Modellen üblich, ist die Mattscheibe auswechselbar. Auch die Sony speichert auf Wunsch Autofokus-Korrekturwerte für einzelne Objektive ab.

Die Aufnahmen lassen sich auf dem 3 Zoll großen LC-Display mit einer Auflösung von 921.000 Subpixeln (VGA, 640 × 480 Bildpunkte) gut beurteilen. Mit einem Tastendruck auf die Fn-Taste wechselt die Darstellung in den Quick-Navi-Modus, der schnelle Anpassungen der Kameraeinstellungen erlaubt, ohne den Arbeitsfluss zu unterbrechen. Nettes Detail: Der HDMI-Anschluss gestattet die HD-Bildbetrachtung auch auf jedem kompatiblen Fernsehgerät. Recht brauchbar ist die "intelligente" Vorschau-Funktion, die den Effekt des Weißabgleichs, der Dynamikbereichoptimierung und der Belichtungseinstellung simuliert, ohne tatsächlich ein Bild aufzuzeichnen.