GSM holt ISDN ein
Neue Verfahren beschleunigen die drahtlose Datenübertragung -- Funkmodems können bald die Standardmodems überholen.
Für drahtlose Internet-Streifzüge braucht man viel Geduld, denn GSM-Netze können bislang nur kümmerliche 9,6 kBit pro Sekunde übertragen, während ISDN auf einer Leitung 64 kBit/s transportiert. Doch neue, schnellere Verfahren sind schon seit einiger Zeit spezifiziert, und nun ist absehbar, wann sie erstmals verfügbar sein werden.
Im Herbst sollen die hiesigen Mobilnetze zunächst die Datenrate von 14,4 kBit/s "lernen". Die höhere Geschwindigkeit wird dabei auf Kosten der Fehlerkorrektur ermöglicht, steht also praktisch nur bei sehr guter Leitungsqualität zur Verfügung.
Der Düsseldorfer Mobilnetzbetreiber E-Plus meldet nun, zusätzlich auch das HSCSD genannte Verfahren anbieten zu wollen (High Speed Circuit Switched Data). Nachdem das Unternehmen bereits zur CeBIT erste Versuche mit HSCSD demonstrierte, soll der Dienst im November an den Start gehen. HSCSD bündelt mehrere Kanäle von 9,6 kBit/s oder 14,4 kBit/s. Bei E-Plus wird man pro Verbindung maximal vier von acht möglichen Kanälen (Timeslots) in Anspruch nehmen können. Symmetrische Anwendungen, die also in beiden Richtungen gleich hohen Kapazitätsbedarf haben, können je Richtung zwei Kanäle mit maximal 28,8 kBit/s nutzen. Bei asymetrischen Anwendungen wie dem Surfen lassen sich für den Datenempfang drei Kanäle für maximal 43,2 kBit/s bündeln. Für den Versand genügt ein Kanal. Mit dem Card Phone 2.0 hat Nokia bereits ein passendes HSCSD-Modem angekündigt.
Doch damit soll noch lange nicht Schluß sein. Die sogenannte GPRS-Technik (General Packet Radio Service) wollen alle hiesigen Mobilnetzbetreiber in etwa einem Jahr einführen und damit Geschwindigkeiten von bis zu 115,2 kBit/s ermöglichen. Fernziel der Mobilfunker ist allerdings UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), das bis zu 2 MBit/s befördert. Mit der Bündelung zweier ISDN-Kanäle sind demgegenüber nur 128 kBit/s möglich. (dz)