c't Labs: Sonnenbank für Drucksachen

Ein Spezialbelichter mit kräftiger Xenon-Lampe hilft uns bei der Beurteilung, wie lichtbeständig die Drucksachen aus Tintendruckern sind. Er simuliert in wenigen Tagen ein komplettes Jahr hellen Sonnenschein.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Rudolf Opitz

Fotos verblassen mit der Zeit oder bekommen einen Farbstich ins Grünliche oder Blaue – diese Erfahrung macht jeder, der die jahrzehnte alten Abzüge aus der Ära der chemischen Fotografie aus dem Schrank holt. Auch Selbstausgedrucktes aus dem Tintendrucker verliert mit der Zeit seine Farbkraft – und das um so schneller, je länger das Bild dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Wie schnell eine Tinte ausbleicht, hängt von deren Aufbau und der Farbe, aber auch von dem als Druckmedium verwendeten Papier ab.

Im Tintendrucker kommen meist zwei verschiedene Tintenarten zum Einsatz: Pigmenttinten enthalten feste Farbteilchen, die auf der Papieroberfläche bleiben, gut decken und sehr lichtbeständig sind. Man findet sie dort, wo hohe Kontraste gebraucht werden, also beim Textdruck und für Grafiken. Schwarztinten und Tinten für Bürodrucker enthalten in der Regel Farbpigmente.

Geht es dagegen um hochwertigen Fotodruck, nutzen die Hersteller Tinten mit flüssigen Farbstoffen – sogenannte Dye-Tinten. Sie ziehen tiefer in die Papierfasern ein, trocknen dadurch schneller und lassen sich besser übereinander drucken, um Mischfarben zu erzeugen. Auf Sonnenlicht reagieren Farbstoff-Tinten merklich empfindlicher als Pigment-Tinten: Nach und nach werden zuerst Rot und Gelb von den energiereicheren Blau-, Violett- und Ultraviolett-Anteilen des Sonnenlichts zerstört. Bei Grün und Blau dauert es länger, da sie die jeweiligen Lichtfarben zum Teil reflektieren.

Der Suntest-Belichter braucht eine kräftige Kühlung für die Xenon-Lampe und die Probenkammer.

Hochwertige Fotopapiere mit quellbaren Polymer-Beschichtungen – im Handel meist als "Premium-Papier" zu finden – schützen die empfindlichen Farbstofftinten vor zu schnellem Ausbleichen. Beim Drucken löst der Wasseranteil der Tinte die Beschichtung an und diese schließt den Tintentropfen beim Trocknen ein. Neben der Filterwirkung verhindert die Beschichtung das Auseinanderlaufen der Tinte, was höhere Druckauflösungen erlaubt. Allerdings brauchen solche Fotopapiere mehr Zeit zum Trocknen. Schnelltrocknende Fotopapiere mit feinporiger Beschichtung (beispielsweise aus Aluminiumoxyd) saugen die Tinte schneller auf, ihr Lichtschutz ist aber geringer.

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Um die Lichtbeständigkeit der Tinten auf Normalpapier und dem Premium-Fotopapier des jeweiligen Druckerherstellers zu prüfen, legen wir die Ausdrucke im Test auf die Sonnenbank. Das künstliche Sonnenlicht liefert ein Xenon-Belichter Suntest XLS+ der auf Materialprüfung spezialisierten Firma Atlas. Die 2200-Watt-Xenon-Lampe bestrahlt die Proben mit 700 Watt pro Quadratmeter im Bereich des sichtbaren Lichts und des nahen UV-Bereichs. Jede Probe wird 100 Stunden bestrahlt – das entspricht etwa einem Jahr im hellen, nur durch Fensterglas gefilterten Sonnenlicht. Ein Spezialfilter aus Quarzglas zwischen der Xenon-Lampe und der Probe blockiert dazu wie normales Fensterglas kurzwellige UV-Anteile unterhalb von 300 Nanometern.

Der Belichter steht in einem speziellen Testraum mit eigener Klimaanlage und braucht im Betrieb eine leistungsstarke Luftkühlung für die Lampe und die Probenkammer. Während des Tests kontrolliert der Suntest-Belichter die Strahlungsenergie und hält die Temperatur in der Probenkammer auf 20 Grad.

UV-Belichter Ergebnisse (4 Bilder)

Canon-Tinte 550/551 auf Fotopapier

Canons Fotopapier "Pro Platinum" schützt die empfindlichen Farbstofftinten gut.

Für jeden Tintendrucker belichten wir Ausdrucke auf Normalpapier und auf dem Premium-Fotopapier des jeweiligen Herstellers. Nach der Bestrahlung vergleichen wir die Proben unter kontrollierten Licht-Bedingungen mit unbestrahlten Ausdrucken.

Die Farben verblassen auf Normalpapier in der Regel deutlich stärker, da hochwertige Fotopapiere mit quellbarer Beschichtung die Farbstoffe der für den Fotodruck verwendeten Dye-Tinten besser schützen.

Meist fällt bei Fotodruckern und Multifunktionsgeräten auf, dass auf Normalpapier zwar die Farben sichtlich verblassen, der Schwarzbalken aber kaum. Diese Drucker arbeiten mit einem pigmentierten Schwarz und farbigen Dye-Tinten für hohe Fotoauflösung. Für hochwertige Geräte gibt es außer dem pigmentierten Schwarz zusätzlich ein Fotoschwarz ohne feste Pigmente, dass nur beim Fotodruck zum Einsatz kommt. (rop)