FinFisher-Hack zeigt Überwachung einer Regierungskommission

Nach der Überwachung von bahrainischen Oppositionellen soll die FinFisher-Software der Gamma Group auch eingesetzt worden sein, um eine Regierungskommission zu bespitzeln, die vom König Hamad bin Isa Al Khalifa eingesetzt wurde.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 24 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit der Überwachungssoftware FinFisher sollen auch Mitglieder einer königlichen Regierungskommission überwacht worden sein, die die blutige Niederschlagung des bahrainischen Frühlings untersuchte. Davon gehen die Blogger von Global Voices aus, die im Material des unbekannten Hackers von FinFisher Beweise dafür gefunden haben wollen.

Im Gefolge des arabischen Frühlings forderten in Bahrain Oppositionelle eine Reform des Königreiches. Diese Proteste wurden niedergeschlagen. Dabei kamen 55 Menschen ums Leben, rund ein Dutzend der ins Gefängnis verbrachten Oppositionellen starben unter ungeklärten Umständen, wie es in einem für das britische Parlament verfassten Lagebericht heißt. Einer der Verfasser dieses Berichtes ist der britische konservative Politiker Douglas Hansen-Luke, der zeitweilig in Bahrain lebte. Zumindest ein mit bahrainischen IP-Adressen benutzter Rechner mit dem Kürzel "Douglas-HD" aus der bekannt gewordenen Auflistung ausgespähter Rechner wird ihm von Global Voices zugerechnet.

Ein weiteres Kürzel namens KMA-Vaio soll sich auf den bahrainischen Regierungsbeamten Khaled Moheyuldin Ahmed beziehen, der ein Vaio-Notebook besitzt und zeitweilig in der BICI-Kommission mitarbeitete. Die "Bahrain Independent Commission of Inquiry" wurde vom König Hamad bin Isa Al Khalifa eingesetzt und sollte den Umgang mit den Protesten und die Verhaftungen danach untersuchen. Nachdem die BICI von einer Hexenjagd sprach, wurden die Kommissionspapiere zum königlichen Eigentum erklärt, was nach bahrainischer Lesart zur absoluten Geheimhaltung führt. Sollten tatsächlich Kommissionsmitglieder überwacht worden sein, könnte dies ein Indiz dafür sein, dass sich der bahrainische Sicherheitsapparat ähnlich selbständig gemacht hat, wie dies von der US-amerikanischen NSA vermutet wird.

Auf eine weitere Erkenntnis in Sachen FinFischer macht Spiegel online aufmerksam. In dem gehackten Material finden sich Hinweise auf PGP-Schlüssel, die der Programmierer Frederic Jacob mit bekannten Schlüsselservern verglich. Einer der gefundenen Schlüssel verweist auf den Sicherheitsberater Alexander "xaitax" Haganah, der in Dubai lebt und Regierungen und Strafverfolgungsbehörden berät. Ein weiterer Schlüssel verweist auf Alfons Rauscher von der Rosenheimer Firma Vervis, die nach Angaben von Wikileaks Soft- und Hardware zur Netzwerküberwachung in den Oman lieferte. (anw)