Voting-Gate: Auch WDR und RBB entdecken Unstimmigkeiten bei Ranking-Shows

Nach ZDF und NDR entdecken jetzt auch der WDR und der RBB Unstimmigkeiten bei ihren Online-Votings für Ranking-Shows. Der WDR will jetzt ganz auf diese Methode verzichten.

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Auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) haben bei internen Prüfungen festgestellt, dass es bei Ranking-Shows mit Online-Abstimmungen Unstimmigkeiten gab. Beim WDR wurde bei 10 von 111 Shows zwischen 2008 und 2014 redaktionell in Ergebnisse eingegriffen, wie der Sender mitteilte. Künftig wolle der WDR komplett auf Online-Votings verzichten, sagte Fernsehdirektor Jörg Schönenborn.

Preussen Münster ist beliebt wie Schalke und Dortmund zusammen? Der WDR musste Ergebnisse aus Onlinevotings korrigieren.

(Bild: Preussen Münster)

Die Veränderungen seien aber nicht aus dramaturgischen Gründen erfolgt, sondern weil die Asbtimmungen unklare oder verzerrte Ergebnisse hervorgebracht hatten, betonte der WDR. So habe es etwa bei Votings für vier Sendungen auffällige Klickhäufungen gegeben, die vermutlich auf organisierte Abstimmungen zurückgingen. So habe beispielsweise Preußen Münster bei der Show „Die beliebtesten Fußballvereine aus NRW“ mehr Stimmen als die Erstligisten Dortmund und Schalke zusammen erhalten.

Ferner gab es Fälle von Stimmengleichheit bei Letztplatzierten, bei denen die Redaktion nach anderen Kriterien entschied. Ebenfalls war bei manchen Abstimmungen die Beteiligung zu gering, so dass Umfragen durch ein Institut beauftragt wurden. Dabei wurden diese Korrekturen dem Publikum aber nicht transparent gemacht, was der WDR laut Pressemitteilung ausdrücklich bedauere. Zugleich kündigte der Sender an, nun neue Konzepte und Kriterien für Ranking-Shows ausarbeiten zu wollen.

Der RBB konnte zwei Fälle feststellen: 2013 entsprach sowohl bei der Sendung "21 Dinge, die man in Berlin erlebt haben muss" als auch bei der Ausgabe für Brandenburg die "ausgestrahlte Reihenfolge nicht dem Abstimmungsergebnis". Die Redaktion habe eine andere Abfolge für dramaturgisch wirksamer gehalten, hieß es in der Pressemitteilung. „Wenn wir das Publikum abstimmen lassen, muss das Ergebnis gelten“ erklärte Programmbereichsleiter Heiner Heller. Die Sendungen seien deshalb für weitere Ausstrahlung gesperrt.

Vor kurzem hatte auch der NDR Unregelmäßigkeiten bei einigen seiner Votings festgestellt. Platzierungen wichen demnach ab, "weil Bildrechte fehlten, die Materiallage schlecht war oder aus dramaturgischen Gründen". Intendant Lutz Marmor kündigte unter anderem neue Leitlinien zum Umgang mit Online-Abstimmungen an.

Für den Auftakt der aufgedeckten Manipulationen sorgte das ZDF: So wurde im Juli bekannt, dass in der Show "Deutschlands Beste“ offenbar massiv Abstimmungsergebnisse verändert wurden, um geladene Gäste höher zu stufen. Eine Abstimmung von Internetnutzern und Hörzu-Leser wurde wohl sogar komplett ignoriert. Unterhaltungs-Chef Oliver Fuchs war daraufhin zurückgetreten, laut Berichten wurde auch die zuständige Redaktion aufgelöst. (axk)