Google Glass als Hackwerkzeug

Aus Videomaterial können Forscher die Zugangszahlenkombinationen von mobilen Geräten errechnen, auch wenn das Display selbst nicht im Bild ist. Googles Datenbrille ist als Aufnahmewerkzeug gut geeignet.

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Die Videokamerafunktion der Datenbrille Glass hat Google seit der ersten Vorstellung des Geräts viel Kritik eingebracht. Sie sei ein weiterer Einbruch in die Privatsphäre, monierten etwa Netzbürgerrechtler und Datenschützer. Wie Wissenschaftler der University of Minnesota nun entdeckt haben, ist Glass wohl auch ein echtes Sicherheitsrisiko, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe: Mit Hilfe einer eigenen Software konnten sie die Zahlenkombination rekonstruieren, die mittels Videofunktion gefilmte Personen in ihre Smartphones eingeben – und zwar auch dann, wenn deren Display im Video gar nicht sichtbar ist.

Google Glass

Ein Computer mit Display, Internet, Mikrofon und Kamera, alles in einer Brille – Google Glass bietet Navigation, Foto- und Video-Aufnahmen, Telefonanrufe, das Verschicken von Nachrichten und Informationen zur Umgebung. Scharfe Kritik kommt von Datenschützern, bei Usern stößt Google Glass auf Begeisterung ebenso wie harsche Ablehnung.

In Tests konnte die Software von Qinggang Yue und seinen Kollegen die Fingerbewegungen sogar entschlüsseln, wenn die gefilmten Personen drei Meter von der Kamera entfernt standen. Die Treffergenauigkeit lag bei ungefähr 90 Prozent. In den Tests waren auch Kombinationen aus vier Zeichen enthalten, die über die eingeblendete QWERTY-Tastatur des iPhones eingegeben werden.

Die Software kann mobile Geräte selbständig in Videomaterial identifizieren. Anschließend bestimmt sie Lage und Orientierung des Bildschirms eines mobilen Gerätes sowie die Fingerpositionen und Tippgeschwindigkeit des Nutzers. Yue und seine Kollegen arbeiten mit Maschinenlernen- Algorithmen, um die Software bei diesem Entschlüsselungsvorgang zu trainieren. Die läuft vorerst nur auf einem PC und nicht auf dem Smartphone selbst, mit dem Google Glass verbunden ist.

Yue zeigte auch, wie aus größerer Entfernung aufgenommenes Videomaterial zum Knacken von Zahlenkombinationen genutzt werden könnte. In einem Experiment gelang es mit Hilfe einer Digitalkamera, aus dem ersten Stock eines Gebäude einen 43 Metern entfernten Passanten auszuspähen

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(bsc)