Gamescom: Entwickler von Risen 3 beherzigen Spielerkritik

Das heute im Handel erscheinende epische Rollenspiel Risen 3 des Essener Entwicklerstudios Piranha Bytes beeindruckt mit einer riesigen, frei zu erkundenden Welt und bringt vieles zurück, was Spieler bei seinem kultigen Ahnen Gothic schätzten.

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Von
  • Stephan Greitemeier

Risen 3: Das neue Kampfsystem macht Auseinandersetzungen abwechslungsreicher.

Die Rollenspiel-Spezialisten von Piranha Bytes kehren mit Risen 3 – Titan Lords in mancher Hinsicht zu ihren Gothic-Wurzeln zurück. Auf der Gamescom präsentiert das in Essen ansässige Entwicklerstudio das epische Rollenspiel, das gegenüber seinem vielfach kritisierten Vorgänger Risen 2 nicht nur ein neues Kampfsystem, sondern auch eine Rückkehr zu klassischen Fantasy-Motiven samt vielfältiger Zauber bringt.

Das Storyteam von Piranha Bytes (v.l.): Amadeus Weidmann, Jenny Pankratz, Harald Iken, Björn Pankratz

Auf der Messe hat das vierköpfige Story-Team um Lead Designer Björn Pankratz sich den Fragen von heise online gestellt. Wir wollten zunächst wissen, ob die Enttäuschung etlicher Freunde des 2001 erschienenen Studio-Erstlings Gothic über Risen 2 die Entwicklung des neuen Spiels beeinflusst hat. Gegenstand der verbreiteten Kritik war einerseits der für eingefleischte Fantasy-Rollenspielfans ungewöhnliche Piraten-Hintergrund, andererseits auch das Kampfsystem und die verhältnismäßig lineare Handlung, die das von vielen geschätzte Gefühl großer Handlungsfreiheit des Spielers nicht zum Zuge kommen ließ.

Die Antwort der "Piranhas" war eine Verbeugung vor den Spielern: Man habe über die gesamte zweieinhalbjährige Entwicklungszeit des neuen Spiels hinweg in ständiger Verbindung mit der Community gestanden und sich auch persönlich online dem Gespräch und der Kritik gestellt. Risen 3 sei von der Spielerkritik sehr stark beeinflusst worden. Das völlig neu gestaltete Kampfsystem folgt dem Stein/Schere/Papier-Schema, was bedeutet, dass die Wahl des Vorgehens im Kampf immer zugleich die Möglichkeit des Sieges oder der Niederlage eröffnet – je nachdem, welches Verhalten der Gegner an den Tag legt. Die neuen Möglichkeiten des Blockens und Konterns machen Kämpfe deutlich interessanter und spannender als bisher. So lässt sich durch "Lesen" der gegnerischen Kampfweise die Information gewinnen, die zur Wahl der richtigen Reaktion führt.

Risen 3: Der Detailreichtum der Spielwelt ist beachtlich.

Verabschiedet hat man sich von der Piratengeschichte mit ihrem linearen Charakter. Die detailverliebt und stimmungsvoll gestaltete Insel Calador mit ihren Höhlen, Urwäldern und Städten, auf der das neue Spiel angesiedelt wurde, ist riesig und lässt den Spieler wieder das Gefühl enormer Handlungsfreiheit atmen, das bei Gothic gewissermaßen zum Markenzeichen wurde. Die Geschichte bietet einen roten Faden, dem er locker folgen kann, gibt aber keine Reihenfolge der vielfachen Handlungsmöglichkeiten vor. Wer sich der Spielwelt intensiv widmet und alle versteckten Herausforderungen findet, hat mit Risen 3 gut 70 bis 80 Stunden lang zu tun.

Spielsituationen lassen sich auf vielfache Weise lösen. So gelangt man an Schauplätze nicht nur, indem man sich durchkämpft, sondern beispielsweise auch schwimmend einen Umweg durch eine Zisterne wählt – oder sich per Voodoo-Zauber selbst in einen Papagei verwandelt, der fliegend Hindernisse überwindet. Bei Bedarf kann man schwer zugängliche Schauplätze auch in der Gestalt eines Äffchens erkunden. Zu dem breiten Spektrum an Zaubern, die sich im Spiel nutzen lassen, gehören außerdem Eis- und Blitzzauber, spezielle Nah- und Fernkampfmagie sowie Zauberattacken, die sich gegen eine ganze Gruppe von Gegnern zugleich richten können.

Noch beeindruckender als zuvor ist die fein ausgearbeitete Grafik von Landschaften und Akteuren. Durch die Schulterblick-Perspektive gewinnt man den Eindruck, sehr nahe am Geschehen zu sein. Der Held ist der Sohn eines gefürchteten Piratenkapitäns, übt dessen Gewerbe aber nicht aus. Stattdessen kehrt er der See den Rücken und hantiert in den Wäldern und Siedlungen so mit Waffen und Zaubern, wie man es von einem Fantasy-Helden erwartet. Nachdem er zunächst Gelegenheit hat, sich zu entwickeln, buhlen im Verlauf des Spiels drei Gilden um seine Gunst. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, was besonders an der Gestaltung der reichhaltigen Dialoge zu spüren ist. Das Spiel erscheint gleichzeitig für Windows, PS3 und Xbox 360.

Für das Storyteam ist Risen 3 "das größte Spiel, das wir bisher gemacht haben".

(psz)