Der trampende Roboter: HitchBOT hat es geschafft

In nur drei Wochen hat ein Roboter das zweitgrößte Land der Welt durchquert. Dabei kann er sich selbst gar nicht fortbewegen. Er fuhr per Autostopp.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 60 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der Konversations-Roboter hitchBOT ist praktisch am Ziel seiner Reise angelangt. Am Sonntag erreichte der unbegleitet trampende Roboter die Pazifikinsel Vancouver Island. Weil es so schnell ging, dreht der hitchBOT nun noch eine Ehrenrunde: Ein freundlicher Kanadier nimmt ihn mit zu Ureinwohnerstämmen sowie auf eine Fährenfahrt in die US-Stadt Seattle. Zollrechtliche Bedenken konnten ausgeräumt werden. Am Donnerstag steigt dann eine öffentliche Willkommensparty für den hitchBOT im eigentlichen Ziel. Das ist das Kunstzentrum Open Space in der Provinzhauptstadt Victoria auf Vancouver Island.

Das hitchBOT-Experiment ist geglückt (12 Bilder)

Die Route

Diesen Weg hat der hitchBOT laut seinen eigenen GPS-Aufzeichnungen zurückgelegt.
(Bild: hitchBOT.me)

Der hitchBOT ist ein soziokulturell-technisches Experiment eines Teams um die beiden Universitätsprofessoren Frauke Zeller (Ryerson-Universität, Toronto) und David Harris Smith (McMaster-Universität, Hamilton). Sie wollten mit ihrem bewusst günstig gebauten Bot unter anderem herausfinden, ob Roboter den Menschen vertrauen können. Das Experiment ist geglückt. In seiner dreiwöchigen Reise quer durch Kanada nahm der Roboter keinen Schaden. Im Gegenteil, er wurde unterwegs sogar mehrmals beschenkt.

Die Freude bei hitchBOTs "Eltern" ist groß. "Wir werden für die Willkommensfeier nach Victoria fliegen", sagte Zeller gegenüber heise online. Die Wissenschaftlerin stammt aus Deutschland und hat früher an der TU Ilmenau gelehrt. Wie auch ihr Kollege Smith ist sie derzeit zu Hause in Ontario. "Wir haben hitchBOT also noch nicht selbst (in Victoria) gesehen", berichtete Zeller, "Aber so weit wir gehört haben, geht es ihm gut."

Der trampende Roboter HitchBOT

Per Anhalter alleine unterwegs - ein Roboter trampt nun schon zum dritten Mal. Es ist vor allem ein soziales Experiment: Können Roboter Menschen vertrauen? Und wie reagieren unterschiedliche Kulturen auf das ungewöhnliche Ansinnen?

Am 27. Juli war der hitchBOT in Halifax, der Hauptstadt der Provinz Neuschottland, aufgebrochen. Die kürzeste Straßenverbindung zwischen Halifax und Victoria ist, samt Fährfahrten, nicht ganz 6000 Kilometer lang. Nach zwei Wochen hatte der hitchBOT bereits die Hälfte geschafft. Lediglich eine weitere Woche danach hat er Vancouver Island erreicht, denn es ging besonders flott durch die Prärieprovinzen Manitoba und Saskatchewan. Für einen Harlem Shake in Saskatchewan war dann aber doch Zeit gewesen.

In Nordamerika ist die künstlerisch-kybernetische Konstruktion eine Berühmtheit. Alleine auf Twitter und Instagram hat der hitchBOT mehrere Zehntausend Follower. Auf seiner Reise war er Stargast in vielen Lokalmedien und er wurde mit Einladungen aller Art überschüttet. Nur wenigen konnte er nachkommen, etwa zu einem Powwow des Wikwemikong-Stammes auf Manitoulin oder einer Hochzeit auf einem Berggipfel in Britisch-Kolumbien.

Im Inneren des hitchBOT werken ein modifiziertes Android-Tablet samt Mobilfunkmodem, ein Arduino sowie ein Servomotor zur Steuerung des Autostopp-Arms. Es gibt Kamera, Mikrofon, Lautsprecher und ein LED-"Gesicht". Die Akkus werden über Solarpanele sowie Kabel geladen. Während seiner Konversation mit Menschen versucht sich der hitchBOT an englischer Spracherkennung. Und er greift auf Informationen aus dem Internet, etwa der Wikipedia, zurück. Das macht ihn zu einem harten Gegner in einem Wissensquiz.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(ds)