Sounds like Business?

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Auch die vorab vollmundig propagierte `Music Machine', das musikalische Rahmenprogramm, glänzte trotz zugkräftiger Namen häufig mit bestürzend leeren Messehallen. Da darf sicherlich noch am Konzept gefeilt werden, an der Terminplanung - auch 1996 lief die Musikmesse parallel zur CeBIT - und an den Sicherheitsvorkehrungen: erneut standen Aussteller am ersten Tag vor kahlgeräuberten Messeständen - ein teures wie zweifelhaftes Vergnügen. Erfreulicher der Trend zu hochwertigerem Instrumentarium bei purzelnden Preisen. In erster Linie wären die digitalen Multitracker zu nennen, deren Preisniveau weiter in Richtung analoger Mehrspur-Kassettenrekorder driftet. So zeigte Roland den Achtspur-HD-Rekorder VS-880, Sony stellte einen Vierspur-Multitracker auf Minidisk-Basis für etwa 2500 Mark vor. Ein erfolgversprechender Ansatz, zumal renommierte Firmen wie Tascam und Yamaha ebenfalls Geräte mit diesem Datenformat auf den Markt bringen wollen. Digitale Mehrspur-Euphorie herrschte auch bei Fostex, hier führte man den digitalen Achtspurrekorder D-80 vor, der mit 850-MByte-Festplatte für deutlich unter 4000 Mark den Besitzer wechselt. Beinahe Erdrutschartiges ist in der Software-Szene zu verzeichnen; viele Hersteller scheinen nun doch Windows 95/NT als PC-Betriebssystem der (näheren) Zukunft zu akzeptieren. Auch das traditionell der Apple-Produktlinie verpflichtete Unternehmen Opcode präsentierte - durchaus ein trendweisendes Wetterleuchten - seine Software-Eckpfeiler (z. B. den Profi-Sequenzer Vision 2.5) für die 95er-Plattform. Auch Digidesign, bislang eher verhalten auf dem PC-Sektor, zeigte sich dem PC-Markt geneigt und kündigte die rasche Verfügbarkeit der Audiomedia III an, einer hochwertigen PCI-Audiokarte mit je zwei analogen und digitalen Ein- und Ausgängen. Sie gestattet das parallele Abspielen von acht Audiospuren, wobei jeder Spur einer von acht Realtime-EQs zugewiesen werden kann. Der Preis wird bei etwa 2000 Mark liegen. Waren bislang Realtime-Audio-Plug-Ins, also externe, in einen Audio-Editor zu integrierende Programmodule mit Echtzeitfähigkeit eher der gut betuchten Schar der Digidesign-Pro- Tools-Anwender (Mac) vorbehalten, so schickt sich Steinberg an, auch dem PCler zu hehren Audioweihen zu verhelfen. Der erst just vor der Messe vorgestellte sehr schnelle Wave-Editor `WaveLab' - eine exklusive 32-Bit-Anwendung - glänzte in Frankfurt in neuer, eben Plug-In-fähiger Version. Zu sehen war unter anderem ein Echtzeit(!)-Denoiser- und Declicker-Modul mit verblüffender Leistungsstärke. Allerdings ist für derartige Performance auch etwas Rechenpower gefragt: Nennt man keinen Pentium 133 sein eigen, muß das Plug-In leider offline arbeiten. Ansonsten Versionseinebnung im Hause Steinberg: alle Cubase-Versionen liegen nun ungeachtet der Rechner-Plattform in der Version 3.0 vor. Auf dem PC beherrscht auch das Basis-Cubase einfachen Notensatz und unterstützt das HD-Recording mit Soundkarten (bis zu acht Spuren Stereo), auf dem Mac machte die VST- Variante Furore, die auf einem Power Mac ohne (!) zusätzliche Hardware bis zu 32 Spuren HD-Recording nebst Realtime-EQs und Mischpultautomation gestattet. Enttäuschte Gesichter hat vielfach das Fehlen der anderen hanseatischen MIDI-Schmiede hervorgerufen: Emagic verzichtete in diesem Jahr auf einen eigenen Stand und präsentierte die neuen Produkte lediglich in kleinen Stoßtrupps, verstreut auf die Vorführnischen einiger Hersteller. Zu sehen gab es vor allem Logic Audio Version 2.5 für Windows 95, dessen leistungsstarke Audio-Features einige Bewegung in den Sequenzermarkt bringen dürften. Für alle, die ihre Musik gerne dicht am Herzen tragen, entwickelte Roland den westentaschentauglichen PMA-5, den Personal Music Assisant. Dieser nach Art des `Newton' konzipierte Arranger vereint in seinen schmalen Maßen eine komplette Tonerzeugung nach GM-Standard, ein großes, berührungsempfindliches LC-Display sowie natürlich einen Sequenzer mit Arranger-Sektion. Wenn auch die Noteneingabe mit dem Datengriffel etwas beschwerlich werden könnte, `cool' ist das Ganze allemal - und nicht eben unpraktisch. (uh) (ole)