Aktuelle Masche: Krimineller "Blog-Klau" verärgert viele Betreiber

Unbekannte spiegeln derzeit dutzende deutsche Blogs und versuchen, mit den gekaperten Inhalten illegal Kasse zu machen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Holger Bleich

Dutzende deutscher Blogger mussten in den letzten Tagen erzürnt feststellen, dass Unbekannte ihre Blogs eins zu eins spiegeln und veröffentlichen. Die Masche ist stets dieselbe und taucht in Wellen immer wieder auf.

Das Vorgehen: Beim US-amerikanischen Registrar GoDaddy melden die Betrüger den Domain-Namen des Blogs in anderen Top-Level-Domain-Zonen an. Beispielsweise nutzen sie statt des echten Namens einbeispielblog.de die Alternativen einbeispielblog.net oder einbeispielblog.com, falls diese verfügbar sind.

Wieviele Blogs derzeit gespiegelt werden ist unklar. Die selbst betroffenen Blogger von Lousy Pennies berichten von "gesichert zehn Reiseblogs, acht Lifestyleblogs und einem Foodblogger". In einer geschlossenen Facebook-Gruppe, die am 18. August für Opfer dieser Masche gegründet wurde, tauschen sich bereits mehr als 100 Blogger aus. Eine laufend aktualisierte Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse liefert Alex Mirschel in seinem Reise-Blog NIEDblog.de.

Nicht nur "süße Grüße aus der Küche": Stefanie Bamberg von "Schön und fein" ist stinksauer über "Blog-Klau".

(Bild: Schön und fein )

Offensichtlich wollen sich die unbekannten Betrüger mit dem fremden Blog-Content Kasse machen. Die Domains sind allesamt mit den Kontaktdaten der jeweiligen Eignern der Blogs registriert. Dies ist möglich, weil GoDaddy keinerlei Authentifizierung vornimmt. Eine Ausnahme bildet die Kontakt-Mailadresse, die unter der jeweiligen Spiegel-Domain läuft.

Hinter den Domains arbeitet offenbar eine Art Proxy-Server, der beim Abruf in Echtzeit den Original-Inhalt des Blogs zieht und leicht manipuliert an den abrufenden Browser weitergibt. Wie ein solcher Proxy funktioniert, hat SEO-Experte Timo Fach in einem ähnlichen Fall im April 2013 genauer in seinem Blog Seohelfer.de dargestellt.

Augenscheinlich haben es die Betrüger darauf abgesehen, mit den Blog-Spiegelungen Klicks auf Werbebanner von Affiliate-Netzwerken zu erzeugen. Dazu könnten sie sich beispielsweise der – bei Online-Marketing-Experten berüchtigten – Cookie-Dropping-Technik bedienen, um Klicks auf Werbebanner ihren anonym angelegten Accounts bei Affiliate-Netzwerken zuordnen zu lassen.

Alex Mirschel hat Hinweise geliefert, was Blogger tun sollten, um die Spiegelung ihres Contents zu stoppen. Bereits im vergangenen Jahr hat auch Timo Fach geschildert, wie dem Inhalte-Kopieren Einhalt geboten werden kann.

Blogger sollten schnell prüfen, ob auch sie von der Masche betroffen sind, denn je länger die Spiegelung läuft, desto mehr Besucher-Traffic und damit Einnahmen verlieren sie. Außerdem droht längerfristig eine schlechtere Suchmaschinenplatzierung, weil beispielsweise Google mit Ranking-Abwertungen reagieren dürfte, wenn es doppelt vorhandene Inhalte ("Duplicated Content") aufspürt. (hob)