LGPLv3: eine weitere Lizenz für die C++-Klassenbibliothek Qt

Zukünftige Versionen der C++-Klassenbibliothek zur Entwicklung grafischer Benutzeroberflächen sind auch mit der LGPLv3 lizenziert. Die Open-Source-Lizenz gesellt sich zur LGPLv2.1 und einer kommerziellen Ausgabe.

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Von
  • Alexander Neumann

Vom kommenden Qt 5.4 an wird man die Open-Source-Lizenz LGPLv3 alternativ zur schon länger gültigen LGPLv2.1 und mit Qt Enterprise ausgegebenen kommerziellen Lizenz nutzen können. Einige wenige Module der offenbar schon bald erscheinenden ersten Alpha-Version werden wohl nur mit der LGPLv3 laufen, hier gibt es also keine große Auswahl gegenüber der restlichen Software, die unter den erwähnten drei Lizenzen steht. Die GPL entfällt darüber hinaus, da sich die LGPLv3 laut Qt-Chefarchitekt Lars Knoll immer in die GPLv3 konvertieren lasse. Vom Lizenzwechsel sind ältere Version der C++-Klassenbibliothek zur Entwicklung grafischer Benutzeroberflächen oder das derzeit aktuelle Qt 5.3 nicht betroffen, hier bleibt alles beim Altem.

Die Aufnahme der neuen Lizenz ist nicht die erste Lizenzänderung in der Qt-Geschichte. Als man Trolltech, das einstige Unternehmen hinter Qt, vor 20 Jahren gründete, verschrieb man sich noch einer relativ restriktiven Lizenzpolitik, bei der die Firma zwar die Bibliothek Open-Source-Entwicklern kostenlos zur Verfügung stellte, im kommerziellen Umfeld und bei Windows-Nutzern aber Geld verlangte. Mit der Version 2.0 ergänzte Trolltech die eigene quelloffene Q Public License (QPL), die aber die Free Software Foundation als inkompatibel zur GPL einstufte. Das führte letztlich dazu, dass Trolltech von 2000 an mit der Aufnahme der GPL eine duale Lizenzpolitik verfolgte. Diese bedingte, dass sich Open-Source-Entwickler für eine der beiden Lizenzen entscheiden und ihr dann folgen mussten.

Auch die nächste Weiterentwicklung der GNU General Public License (2005: GPLv2) gingen die Qt-Entwickler mit. Nach der Übernahme von Trolltech durch Nokia im Jahr 2008 beschloss der neue Besitzer, die Software dann unter der GPLv3 beziehungsweise der LGPLv2.1 als Open Source bereitzustellen.

Die Aufnahme der LGPLv3 erfolgte, weil die Version 2.1 Knoll zufolge bei Programmen mit veränderten Versionen des LGPL-Codes ein Schlupfloch zulasse, das einige Nutzer inflationär ausnutzen würden, ohne dass man ihnen den Lizenzverstoß vorwerfen könne, obgleich sie damit eigentlich gegen die Philosophie der Lizenz handeln. Sie verweigern nämlich, die modifizierte Software freizugeben, wodurch Geräte erscheinen, deren Nutzer keine Änderungen an der Software vornehmen können. Das wiederum wird auch als schädlich für das Qt-Ökosystem erachtet. Mit der Aufnahme der LGPLv3 gilt diese Lücke als geschlossen.

Zu den bekanntesten, mit Qt erstellten Anwendungen gehören KDE, die Telefonsoftware Skype, der Musik-Streaming-Dienst Spotify, der Media-Player VLC oder der virtuelle Globus von Google Earth. Wirtschaftszweige wie die Automobil- und Elektroindustrie, der Maschinenbau und die Luftfahrt greifen außerdem auf Qt zurück, um beispielsweise ihre Bedienterminals, Entertainmentsysteme oder Steuerungen zu programmieren.

Siehe dazu auf heise Developer:

(ane)